Alltägliche Mängel – Preis der Einsamkeit im Landkreis Hildburghausen

Umfrage der IHK Südthüringen zur Attraktivität der Region für Fachkräfte

Der Landkreis Hildburghausen ist eine ideale Region zum Leben und Arbeiten – für Menschen, die gesund sind, die Natur schätzen sowie gern sicher und günstig Leben. Haben sie Kinder, werden diese gut betreut. Ohne eigenes Auto wird es im Landkreis allerdings nicht gehen, es sei denn, man läuft gern weite Strecken zu Fuß. Einkaufsmöglichkeiten, Kultur und Genuss und die medizinische Versorgung gehören ebenso wie der ÖPNV zu den Defiziten. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen unter ihren Mitgliedern aus dem Landkreis.

Anlass für die Umfrage war ein Ergebnis der IHK-Arbeitsmarktumfrage 2022. Dort hatten 53 Prozent der Unternehmen angegeben, dass die Region attraktiver für Beschäftigte gemacht werden müsse, damit die Fachkräftesicherung gelingt. Für Südthüringen wurde ein ähnliches Ergebnis ermittelt, für Deutschland als Ganzes jedoch nur 24 Prozent. Damit liegen die Ursachen für das Umfrageergebnis vor Ort.

Wer den ganzen Tag keinen Menschen treffen möchte, dessen Wahl könnte auf den Landkreis Hildburghausen treffen. Hier lebt nicht einmal ein Mensch je Hektar. Nur 16 andere der 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands sind dünner besiedelt. Daher findet man hier eine nahezu optimale Umweltqualität. Auch die öffentliche Sicherheit und Ordnung bewerten vier von fünf Unternehmen als attraktiv. Wichtig erscheinen der Kreisverwaltung außerdem Kinderbetreuung und allgemeinbildende Schulen. Das Ergebnis ist für zwei von drei Unternehmen sehr attraktiv oder attraktiv.

„In einem dünn besiedelten Landstrich wird Daseinsvorsorge zu einer besonderen Herausforderung, an der man scheitern kann. So wissen wir aus der Konjunkturumfrage, dass sich jedes zweite Unternehmen Sorge über die Gesundheit seiner Mitarbeiter macht. Nirgendwo in Südthüringen ist dieser Anteil so hoch. Müssen Mitarbeiter wegen Krankheit zuhause bleiben, leidet auch die Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Daher gibt es zu denken, wenn lediglich 9 Prozent der Befragten die Facharztversorgung im Landkreis für attraktiv halten“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Nicht viel besser erscheint die Versorgung mit Allgemeinmedizinern mit einem Anteil von 29 Prozent. Dazwischen liegen viele weitere weiche Standortfaktoren, deren Vorhandensein häufig als Standard betrachtet wird, wenn man sich gut ausgebildete Fachkräfte für eine Region als Lebensmittelpunkt entscheiden. Das gastronomische Angebot betrachten 14 Prozent der Unternehmen als attraktiv, das Kulturleben 16 Prozent, den ÖPNV 18 Prozent und die Verdienstmöglichkeiten 21 Prozent.

Ebenfalls zu den Defiziten gehören die Sport-, Freizeit- sowie Einkaufsmöglichkeiten, die nur für 41 Prozent passend sind. Steigerungspotential besitzt auch die Verfügbarkeit von Wohnraum mit 45 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit dem schnellen Internet, das für Unternehmen und im Privatleben heute ein nicht mehr wegzudenkender Standard ist. Jeweils 50 Prozent bewerten die Breitbandversorgung als Standortvorteil oder als Standortnachteil.

Derzeit führt die IHK Südthüringen eine Standortzufriedenheitsumfrage durch. In dieser Umfrage wird noch genauer eruiert, worin die Stärken und Schwächen der einzelnen Landkreise bestehen. Außerdem werden die Standortbedingungen für Deutschland als Ganzes untersucht. Wer einen Fragebogen erhalten hat, sollte ihn bald an die IHK Südthüringen zurücksenden. Erste Ergebnisse werden im Herbst 2023 erwartet.

Suhl, 29. Juni 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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