Eine ungesunde Entwicklung

IHK Südthüringen zum bundesweiten Apotheken-Aktionstag

Das medizinische Angebot in Südthüringen hat sich zu einem Standortnachteil entwickelt. Vor allem die ländlichen Regionen gelten daher als weniger attraktiv zum Arbeiten und Leben. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Doch die Probleme im Gesundheitswesen nehmen überregional zu. Überreguliert, unterfinanziert, mit Lieferschwierigkeiten und Personalmangel begehen die Apotheken am 14. Juni 2023 einen bundesweiten Aktionstag.

Für den wirtschaftlichen Betrieb einer Apotheke ist eine gute medizinische Versorgung unerlässlich. Dies gilt insbesondere für den ländlichen Raum. Die klassische Landapotheke erzielt 80 Prozent ihres Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die Umfrage der IHK Südthüringen zeigt jedoch, dass die Ärzteversorgung sehr zu wünschen übriglässt. Lediglich 21 Prozent der Unternehmen werten die Fachärzteversorgung in der Region als sehr attraktiv oder attraktiv. Das Angebot an Allgemeinmedizinern bewerten 39 Prozent als sehr attraktiv oder attraktiv.

Die Politik versucht zwar, ein Mindestmaß an ärztlicher Versorgung sicherzustellen, doch dies ist längst nicht ausreichend. Die Schließung von Apotheken in Gemeinden wie Geraberg, Gräfinau-Angstedt und Brotterode spiegelt dies. Selbst in einer Stadt wie Arnstadt mit besserer ärztlicher Versorgung wurden zuletzt zwei Apotheken aufgegeben. Dies zeigt weitere Probleme. Die Branche ist vollkommen überreguliert. Der Gesetzgeber beschränkt den Betrieb von Apotheken, begrenzt die Zahl der Filialen je Apotheker. Arzneimittelpreise und Apothekerhonorare sind bundesweit einheitlich. Trotz steigender Kosten ist ein Inflationsausgleich seitens der Politik bisher nicht vorgesehen. Hinzu kommen Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten und eine streng definierte Abgabe der Präparate an die Kunden.

„Apotheken haben wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. Sie versorgen Patienten mit Arzneimitteln, sorgen für individualisierte Medikamente, beraten im Bedarfsfall präventiv und nehmen auch eine soziale Funktion war. Sie sichern somit nicht nur die medizinische Versorgung, sondern erhöhen auch die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Daher muss es auch weiterhin wirtschaftlich sein, eine Apotheke zu betreiben. Apotheker müssen angemessen honoriert und von unnötiger Bürokratie befreit werden“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Eine angemessene Vergütung der Apotheken ist auch wichtig für die Fachkräftegewinnung und die Unternehmensnachfolge. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nahm zwar die Zahl der angestellten Apotheker und Pharmazeuten in den letzten fünf Jahren um 4.500 Personen zu. Um den gleichen Umfang ging aber in den neuen Bundesländern die Zahl der Pharmazieingenieure zurück, einem Ausbildungsberuf der früheren Ingenieurschulen. Der Teilzeitanteil der Beschäftigten steigt, während zugleich die Aufgaben immer komplexer werden. So bleibt ein wachsender Anteil an Arbeit bei den Inhabern hängen. Daher benötigt die Branche mehr Geld und weniger Bürokratie, um selbst attraktiv zu bleiben und keine weiteren Lücken in der regionalen Versorgung zu reißen.


Suhl, 13. Juni 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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