Mangel an Gaststätten, Kultur und Ärzten: Suhl muss attraktiver werden

Umfrage der IHK Südthüringen zur Attraktivität der Region für Fachkräfte

Es gibt eine Reihe von Gründen, die Stadt Suhl zum Lebensmittelpunkt zu machen. Allerdings wird die Stadt in den Augen der ansässigen Unternehmen einigen zentralen Anforderungen an ein Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums nicht gerecht. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Suhl benötigt Verbesserungen im Gesundheitswesen, im gastronomischen Angebot, im Kulturbereich und hinsichtlich des Breitbandangebots für Gewerbetreibende und Einwohner.

Anlass für die Umfrage war ein Ergebnis der IHK-Arbeitsmarktumfrage 2022. Dort hatten 61 Prozent der Unternehmen angegeben, dass die Region attraktiver für Beschäftigte gemacht werden müsse, damit die Fachkräftesicherung gelingt. Für Südthüringen wurden 49 Prozent ermittelt, für Deutschland als Ganzes jedoch nur 24 Prozent. Damit liegen die Ursachen für das Umfrageergebnis vor Ort. Es ist daher naheliegend, genauer nach den Gründen zu fragen.

Nahezu optimal ist die in der Stadt gebotene Umweltqualität, die sich aus der geografischen Lage ergibt. Auch eine ganze Reihe weiterer Faktoren wird vom mehr als zwei Dritteln der Unternehmen als sehr attraktiv bzw. attraktiv bewertet: Das Angebot an allgemeinbildenden Schulen, die Verfügbarkeit von Wohnraum, die Lebenshaltungskosten und die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Mehr als die Hälfte der Befragten findet außerdem Gefallen am Kinderbetreuungsangebot, am Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs, sowie an den Sport-, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten.

„An eine Stadt der Größe Suhls darf man Anforderungen stellen. Suhl erfüllt seine überregionale Einzelhandels- und Dienstleistungsfunktion bravourös und verfügt über überregionale Verkehrsknoten. Im Gesundheitswesen bestehen hingegen neben dem Zentralklinikum viele Leerstellen, die Krankenstände in den Unternehmen verlängern. Im Kulturbereich mangelt es an kontinuierlichen Angeboten, die dem Gastgewerbe helfen würden, eine verfeinerte Qualität anzubieten. Positiv ist, dass Suhl gemeinsam mit Oberhof, Zella-Mehlis und Schleusingen entschlossen ist, zum Oberzentrum aufzusteigen und die Probleme anzugehen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Zu wenige Gaststätten und Ärzte
Das größte Defizit besteht aus Sicht der Unternehmen im gastronomischen Angebot, das lediglich ein Viertel als attraktiv bewertet. Hier besteht in Sachen Vielfalt, Qualität und Service noch Luft nach oben. Auch die Verdienstmöglichkeiten stellen ein großes Problem dar. Sie folgen einerseits der regionalen Wirtschaftskraft. Andererseits findet ein überregionaler Wettbewerb um Fachkräfte statt, der auch über den Lohn ausgetragen wird.

Auch an der medizinischen Versorgung hapert es: Jeweils nur 40 Prozent der Unternehmen bewerten sie als optimal. Hierbei fällt die Beurteilung der Allgemeinmedizin etwas besser aus als die der Fachärzteversorgung. In Suhl werden seit Jahren Arztsitze altersbedingt aufgegeben, ohne dass es Nachfolger gibt. Lange Wartezeiten auf Termine sind die Folge, die sich in den Unternehmen als Fehlzeiten der Mitarbeiter spiegeln.

Das Kulturangebot erscheint 44 Prozent der Unternehmen als attraktiv oder sehr attraktiv. Geschmäcker sind zwar verschieden. Ein paar Festivals, Konzerte im CCS und gelegentliche private Initiativen erwecken aber keine kontinuierliche Feierkultur. Die Ausweichmöglichkeit von Streamingangeboten im Internet steht allerdings auch nicht allen zur Verfügung. Längst nicht im ganzen Stadtgebiet gibt es hochwertige Breitbandanschlüsse. Noch nicht einmal für die Hälfte   der Unternehmen erscheint das Angebot attraktiv (46 Prozent).

Derzeit führt die IHK Südthüringen eine Standortzufriedenheitsumfrage durch. In dieser Umfrage wird noch genauer eruiert, worin die Stärken und Schwächen der einzelnen Landkreise bestehen. Außerdem werden die Standortbedingungen für Deutschland als Ganzes untersucht. Wer einen Fragebogen erhalten hat, sollte ihn bald an die IHK Südthüringen zurücksenden. Erste Ergebnisse werden im Herbst 2023 erwartet.

Suhl, 29. Juni 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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