Rezession im siebten Jahr
Konjunkturbericht Frühsommer 2024 der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg
Die Wirtschaft im Landkreis Sonneberg befindet sich seit sieben Jahren in einer Rezession. Ein Ende ist nicht absehbar. Vielmehr hat die Schärfe in den letzten zwei Jahren zugenommen. Die aktuellen Angaben der Unternehmen in der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen lassen keine Besserung erwarten.
Seit 2018 schrumpft die Wirtschaftsleistung im Landkreis Sonneberg. Dies zeigen bis 2021 Daten der amtlichen Statistik. Um durchschnittlich 0,8 Prozent ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in laufenden Preisen in den Jahren 2018 bis 2021 zurück. Ausweislich der Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen fällt der wirtschaftliche Einbruch seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs erheblich stärker aus als im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009. Damals betrug der BIP-Rückgang im Landkreis Sonneberg nominal 6,1 Prozent.
„Diese langanhaltende Wirtschaftskrise geht an die Substanz. Sie frisst sich in die Kapitalausstattung der Unternehmen und nimmt ihnen die Kraft für innovative Investitionen. In keinem anderen Südthüringer Landkreis ist die Situation so schlecht. Daher wirken sich hier die immer neuen Eingriffe der Politik in das Marktgeschehen besonders negativ aus. Die politisch herbeigeführte Verknappung und damit Verteuerung von Energie, der gesetzliche Mindestlohn und die stetige Zunahme bürokratischer Dokumentationspflichten nehmen den Betrieben Luft zum Atmen und rauben ihnen jegliche Zuversicht“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
In der aktuellen Umfrage bewerten zwölf Prozent der Unternehmen die Geschäftslage als gut, 45 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 43 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten rechnen vier Prozent mit besseren Geschäften und 56 Prozent mit keiner Veränderung. 40 Prozent erwarten, dass sich die Situation weiter verschlechtert. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen erreicht 66,6 von 200 möglichen Punkten. Seit Beginn des Jahres ist dies zwar eine Zunahme um neun Punkte, doch vor einem Jahr wurden 15 Punkte mehr realisiert. Werte unter 100 Punkten zeigen weit verbreitete Schwierigkeiten in der Wirtschaft an.
Innerhalb des letzten Jahres hat sich für 54 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Aus dem produzierenden Gewerbe und dem Dienstleistungsbereich melden 52 Prozent Auftragsrückgänge. In der lange Zeit exportorientierten Industrie sind nur noch 53 Prozent der Betriebe auf Auslandsmärkten aktiv. Vor zehn Jahren erreichte dieser Anteil noch 80 Prozent oder mehr. Die Mehrzahl der Industriebetriebe mit Auslandsaufträgen melden ein rückläufiges Geschäft.
Als wesentliche Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung nehmen 60 Prozent der Unternehmen die Energiepreise wahr. Weitere 56 Prozent benennen die Entwicklung der Inlandsnachfrage. Jedes zweite Unternehmen leidet unter Fachkräfteengpässen. Vor diesem Hintergrund fällt die Investitionsneigung gering aus. Lediglich 57 Prozent planen Investitionen, bei denen die Ersatzbeschaffung in Zentrum steht. Immerhin 18 Prozent setzen auch auf Investitionen in neue Produkte und Dienstleistungen, die den Standort voranbringen können. Im Personalbereich erwarten 80 Prozent stabile Mitarbeiterzahlen, 20 Prozent rechnen mit einem Rückgang.
Zur Information: Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 2. bis 28. April 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 3.800 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.600 Dienstleister mit 7.100 Beschäftigten (inklusive öffentlicher Dienst), gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 2.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg 450 Unternehmen mit 8.300 Beschäftigten.
Suhl, 03.06.2024
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