Wirtschaft vorerst ausgebremst
Konjunkturbericht Frühsommer 2022 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Landkreis Hildburghausen haben sich deutlich verschlechtert. Der Krieg in der Ukraine und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie haben die Lieferketten stark geschädigt und sorgen für Kostensteigerungen, die kurzfristig nur schwer weitergegeben werden können. Der Druck auf die Erträge nimmt zu. Dieses Ergebnis liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2022 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen.
„Steigende Einkaufspreise für Energie und Rohstoffe sowie steigende Arbeitskosten haben bereits jetzt in jedem zweiten Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Der Landkreis Hildburghausen ist ein Produktionsstandort mit auf Effizienz getrimmten Kosten. Russlands Krieg in der Ukraine und die Reaktion des Westens setzen die bereits seit Corona bestehenden Verwerfungen auf dem Weltmarkt fort. Erleichterungen sind derzeit nicht in Sicht“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Mit einem Anteil von 86 Prozent der Unternehmensantworten stehen die steigenden Energiepreise an der Spitze der aktuellen Konjunkturrisiken. Auf Platz zwei folgen mit 84 Prozent die steigenden Preise für Rohstoffe und andere Vorprodukte. Dicht folgend auf Platz drei finden sich mit 72 Prozent die sich nicht lindernden Fachkräfteengpässe. Die Arbeitskosten, die inflationsbedingt weiter steigen dürften, folgen mit 56 Prozent auf Platz vier. Noch nicht ausgestanden sind schließlich die Corona-Folgen. Auf Platz fünf nennen 54 Prozent den Krankenstand, das Virus selbst folgt mit 51 Prozent auf dem sechsten Platz.
Die vielen Risiken und die verschlechterte Ertragslage haben zur Folge, dass die laufenden Geschäfte weniger gut als noch zu Beginn des Jahres beurteilt werden. Derzeit sind sie für 30 Prozent der Unternehmen günstig und für weitere 33 Prozent saisonüblich bzw. befriedigend. In Summe sind dies
63 Prozent, vor vier Monaten waren es noch 74 Prozent. In den kommenden Monaten erwarten lediglich 9 Prozent bessere Geschäfte, 55 Prozent hingegen eine Verschlechterung. Nur selten fielen die Geschäftserwartungen in der Vergangenheit ungünstiger aus.
Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungs-einschätzungen der Unternehmen geht mithin gegenüber dem Jahresbeginn um 17 Punkte auf 71,3 von 200 möglichen Punkten zurück. Im Fall von Werten unterhalb der 100-Punkte-Marke ist von einem Konjunkturabschwung die Rede.
Allerdings sendet die Wirtschaft auch Aufschwungssignale. Die Geschäftserwartungen entspringen kaufmännischer Vorsicht. Angesichts der Nachrichten und der Kostensignale im Einkauf kann vernünftigerweise kaum von einer Erholung ausgegangen werden. Es ist aber natürlich zu hoffen, dass sich die schlimmsten Erwartungen nicht bewahrheiten. Daher investieren in den kommenden Monaten 72 Prozent der Unternehmen in ihre Standorte.
Hauptmotiv ist mit einem Anteil von 63 Prozent der Unternehmen die Modernisierung. 33 Prozent planen Maßnahmen, an deren Ende sinkende Kosten stehen werden. 28 Prozent wollen das Unternehmen vergrößern, weil es angesichts einer guten Auftragslage aus allen Nähten platzt oder neue Produkte ins Sortiment aufgenommen werden, ohne auf die bisherigen Erzeugnisse zu verzichten.
Auch die Beschäftigungsentwicklung gewinnt an Dynamik. 14 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sie in diesem Jahr mit Neueinstellungen ihren Personalstock vergrößern können. 16 Prozent glauben jedoch, dass es alterungsbedingt oder durch Abwerbungen zu Personalverlusten kommt, die sich nicht sofort werden beheben lassen.
Zur Information: Basis der Angaben bildet eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im April 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.600 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.200 Beschäftigten, gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 330 Unternehmen mit 6.700 Beschäftigten.
Suhl, 19. Mai 2022
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