Die Hütte brennt

Konjunkturbericht der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Nahezu jedem zweiten Unternehmen geht es schlecht. Auf diese kurze wie bittere Aussage lassen sich die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühsommer 2023 zusammenfassen, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat. Hohe Kosten, fehlendes Personal und eine angegriffene Finanzlage bestimmen das Bild. Eine wirtschaftliche Erholung ist nicht absehbar.

Daher fällt die Lagebeurteilung weniger gut aus als in anderen Regionen. 23 Prozent der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut, 37 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 40 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten gehen 14 Prozent von besseren Geschäften aus, 46 Prozent erwarten keine Veränderung und 40 Prozent eine Verschlechterung.

Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus Lagebeurteilung und Erwartungen der Unternehmen, erreicht 78,5 von 200 möglichen Punkten. Dies sind 25 Punkte mehr als zu Beginn des Jahres und sieben Punkte mehr als vor einem Jahr. Ein Indikatorwert deutlich unter 100 Punkten signalisiert jedoch tiefgreifende Probleme.

„Viele Unternehmen unterhalten im Landkreis Hildburghausen Standorte, die sich bislang durch eine günstige Kostenstruktur ausgezeichnet haben. Im Zuge der Zeitenwende haben sind die Kosten erheblich gestiegen. Hohe Preise für Rohstoffe und Vorprodukte, ein erheblicher Anstieg der Energiekosten, die Mindestlohnerhöhung und die von der Politik angekündigte Inflationsausgleichsprämie, die die Unternehmen bezahlen müssen, erschweren die Gewinnerzielung“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Als problematisch erweist sich im Landkreis die Ertragslage. Derzeit erzielen 20 Prozent der Unternehmen Gewinne. 50 Prozent arbeiten kostendeckend und 30 Prozent arbeiten mit Verlust. Gegenüber dem Vorjahr hat sich für 48 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert, nur 8 Prozent melden eine Verbesserung.

Die Finanzierungskonditionen offenbaren die gesamte Misere. Lediglich für 47 Prozent stellt sich die Finanzlage als unproblematisch dar. 40 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang. Jeweils 23 Prozent müssen mit einem Liquiditätsrückgang und/oder Forderungsausfällen zurechtkommen. Letzteres tritt dann ein, wenn Kunden zwar die Ware beziehen, dann aber ihre Rechnung nicht bezahlen. Unter den Unternehmen, die mit Kreditfinanzierung arbeiten, sehen 47 Prozent keine Beeinträchtigung. Besondere Schwierigkeiten bereiten die steigenden Zinsen und zunehmende Dokumentationspflichten.

Vor diesem Hintergrund können die Betriebe kaum weitreichende Investitionsentscheidungen treffen und finanzieren. In den kommenden Monaten planen lediglich 58 Prozent Investitionen. Wer investiert, entscheidet sich für Ersatzinvestitionen. Jedes fünfte Unternehmen plant Kapazitätserweiterungen. Sie resultieren häufig aus dem technologischen Wandel, wenn neben den bisher gängigen auch neuartigen Produkten von den Kunden erwartet werden.

Auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich die Macht des demografischen Wandels. Jedes dritte Unternehmen rechnet damit, in Zukunft weniger Menschen zu beschäftigen. Lediglich 10 Prozent erwarten wachsende Belegschaften.

Als Risiken für die kommenden Monate ergeben sich die Energiepreise mit einem Anteil von 78 Prozent der Antworten. 60 Prozent der Unternehmen benennen den Personalmangel, 56 Prozent die Inlandsnachfrage, 53 Prozent die Rohstoffpreise und 51 Prozent die Arbeitskosten.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 27. März bis 25. April 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.600 Beschäftigten, gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.900 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 330 Unternehmen mit 6.700 Beschäftigten.


Suhl, 26. Mai 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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