Keine Erholung in Sicht

Konjunkturbericht der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg

Die Wirtschaft tritt auf der Stelle. Derzeit bestimmen eine hohe Kostenbelastung und zunehmende Schwierigkeiten im Personalbereich das Bild. Die Rentabilität einzelner Geschäftsmodelle wird auf eine harte Probe gestellt. Seitens der Politik muss daher unbedingt auf weitere Belastungen verzichtet werden. Dies zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühsommer 2023, die die Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) für den Landkreis Sonneberg ausgewertet hat.

Die Geschäftslage erweist sich für die Unternehmen als schwierig. Zwar bewerten 21 Prozent sie als gut, doch für 31 Prozent ist sie schlecht. In den kommenden Monaten erwarten lediglich 17 Prozent bessere Zeiten, 43 Prozent gehen hingegen von einer Verschlechterung aus. Zu Beginn dieses Jahres fielen diese Werte noch etwas schlechter aus. Aus technischen Gründen steigt daher der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen, um 10 Punkte auf 81,6 von 200 möglichen Punkten. Vor einem Jahr wurden 80,9 Punkte erreicht.

Ein Indikator unter der 100-Punkte Marke signalisiert erhebliche Schwierigkeiten für die Wirtschaft. In Folge des Kostenanstiegs der vergangenen Monate hat sich für 41 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert, lediglich 6 Prozent vermerken eine Verbesserung. Damit arbeitet inzwischen jedes vierte Unternehmen mit Verlust. Dies darf kein Dauerzustand werden, weil es sonst an die Substanz des Unternehmens geht.

Dies zeigt die Finanzlage der Unternehmen. Sie ist lediglich für 60 Prozent unproblematisch. Sorgen bereiten Liquiditätsengpässe für 27 Prozent und ein Rückgang des Eigenkapitals für 25 Prozent. Zusätzlichen Druck entfaltet die Inflationsbekämpfung der EZB durch Zinserhöhungen. Diese werden im Neugeschäft durch die Geschäftsbanken an deren Kreditnehmer weitergegeben. Die Folge: 26 Prozent der Unternehmen sehen ihre Finanzierung durch die Zinshöhe beeinträchtigt.

„Die Wirtschaft befindet sich seit drei Jahren im Krisenmodus. Da sich die gesamtwirtschaftlichen Zahlen für Deutschland zuletzt verbessert haben, hat die Politik von der Krisenhilfe auf den sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft umgeschaltet. Einzelwirtschaftlich betrachtet bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Gerade viele ostdeutsche Unternehmen stehen in einem starken Preiswettbewerb und können die Kostensteigerungen nur schlecht an ihre Kunden weitergeben. Die Flut der jetzt auf der Agenda stehenden Gesetze führt jedoch zu weiteren Kostensteigerungen. Das ist überzogen und gefährdet die heimische Wirtschaft. Für 60 Prozent der Unternehmen im Landkreis Sonneberg ist die Bundespolitik ein Standortrisiko“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Angesichts des Ausblicks gehen die Investitionsplanungen der Unternehmen zurück. In den kommenden Monaten wollen lediglich 6 Prozent die Aktivitäten ausdehnen und 38 Prozent auf dem bisherigen Niveau belassen. 30 Prozent planen die Absenkung der Investitionstätigkeit, weitere 26 Prozent planen gar keine Investitionen. Wer investiert, ersetzt vor allem Verschleiß, dynamische Investitionsaktivitäten wie Erweiterung, Innovation oder Rationalisierung stehen dagegen kaum auf der Agenda.

Auf dem Arbeitsmarkt wirken zunehmend demografische Herausforderungen. Zwar gehen 15 Prozent von einer Auswertung des Personalbestands aus. Ebenso hoch ist jedoch der Anteil der Unternehmen, der erwartet, dass sich frei werdende Stellen nicht nachbesetzen lassen. Für 65 Prozent stellt die Verfügbarkeit von Personal ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung dar. Überlagert wird dies nur durch die Standortkosten. Für 77 Prozent der Unternehmen stellen die Energiepreise ein Risiko dar, 64 Prozent nennen die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte und 60 Prozent die Arbeitskosten.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 27. März bis 25. April 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 3.900 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 6.900 Beschäftigten, gefolgt von 1.050 Handelsunternehmen mit 2.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg gehören 450 Unternehmen mit 8.600 Beschäftigten.


Suhl, 26. Mai 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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