In der Kostenfalle

Konjunkturbericht Frühsommer 2024 der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Arbeitskosten, Energiepreise, Binnennachfrage und Wirtschaftspolitik bilden momentan die konjunkturellen Hauptrisiken. Die Risiken hängen miteinander zusammen und wirken bereits jetzt, nicht erst in ferner Zukunft. Die Ertragslage verschlechtert sich, eine Wende zum Besseren ist nicht in Sicht. Daher ist die Stimmung in den Unternehmen schlecht, insbesondere an den Industriestandorten. Dieses Ergebnis liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2024, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen ausgewertet hat.

Der Konjunkturklimaindikator, mit dem die IHK Südthüringen die Einschätzungen der Unternehmen zur Lage und zu den Geschäftserwartungen in einem Wert zusammenfasst, bleibt mit 70,7 von 200 möglichen Punkten auf äußerst niedrigem Niveau. Insbesondere an Standorten mit viel Industrie wie Schmalkalden und Zella-Mehlis ist die Frühjahrsbelebung ausgeblieben. Viele wirtschaftliche Grausamkeiten, die in früheren Umfragen die Geschäftserwartungen beeinflussten, sind eingetreten, so dass sich jetzt die Einschätzung der Lage rapide verschlechtert.

Die Nachfrage, vor allem von inländischen Kunden, ist für jedes zweite Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Ebenso hat sich für jedes zweite Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Zwei von fünf Betrieben haben Finanzierungsprobleme. Werden Kredite ausgenommen, wird die Finanzierung für jedes dritte Unternehmen durch zu hohe Zinsen belastet. Als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung benennen 67 Prozent die Arbeitskosten, 66 Prozent die Energiepreise, ebenfalls 66 Prozent die Inlandsnachfrage und 60 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

„Der Kostenvorteil vieler Standorte ist Vergangenheit. Die Zeitenwende hat als Energiewende Strom und Gas für alle verteuert, die langfristige Lieferverträge eingehen müssen. Der Glaube an sozialpolitische Verteilungsspielräume hat den Mindestlohn und die Lohnnebenkosten nach oben getrieben. Dies relativiert Standortvorteile. Gibt es für Produkte mehrere Hersteller, erhält der Preiswerteste den Zuschlag und der sitzt immer seltener im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Daher betrachten die Unternehmen die Entwicklung der heimischen Nachfrage mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Zumutungen mit großer Sorge“, erläutert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Steigen die Kosten und schwindet die Nachfrage, müssen Unternehmen normalerweise mit Kosteneinsparungen reagieren. Im Raum Schweinfurt kündigten in den letzten Wochen etliche Unternehmen die Freisetzung einiger tausend Industriearbeitnehmer an. Wachsende Belegschaften erwarten auch nur 9 Prozent der Unternehmen, 28 Prozent gehen davon aus, dass Ende des Jahres weniger Personen bei ihnen beschäftigt sein wird.

Auch die Investitionsneigung bleibt auf niedrigem Niveau. Lediglich 62 Prozent der Unternehmen planen für das laufende Jahr Investitionen. Die Anschaffung von zusätzlichen Produktionsmitteln macht nur dann Sinn, wenn der damit erwirtschaftete Zusatzertrag deren Kosten übersteigt. In einer allgemeinen Nachfrageschwäche lohnt sich dies nur für die Ausnahmeunternehmen, in denen sich die Geschäfte gegen den Trend gut entwickeln. Tatsächlich planen 53 Prozent Ersatzinvestitionen, die nichts neues schaffen, sondern nur den Betrieb sichern. 22 Prozent wollen kostensenkende Maßnahmen vornehmen. Erfreulich ist, dass 18 Prozent in neue Produkte und Dienstleistungen investieren wollen.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 2. bis 28. April 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 8.700 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.800 Dienstleister mit 18.200 Beschäftigten, gefolgt von 2.200 Handelsunternehmen mit 5.400 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 13.300 Beschäftigten.

Suhl, 30. Mai 2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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