Grund zur Beunruhigung
Konjunkturbericht Herbst 2022 der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl
Gewerbetreibende und Verbraucher eint in diesen Wochen die Sorge vor den steigenden Energiepreisen. Zwar wurden Entlastungspakete ins Schaufenster gestellt, doch nur wenig ist bislang bei den Betroffenen angekommen. Die Folge sind schlimme Vorahnungen, was in den nächsten Monaten mit den eigenen Finanzen geschehen könnte. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Herbst 2022, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für die Stadt Suhl ausgewertet hat.
Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen sinkt um 32 Punkte auf 67,1 von 200 möglichen Punkten. Nach Ilmenau mit 77,0 Punkten und Sonneberg mit 73,6 Punkten ist dies zwar der drittbeste Wert einer Südthüringer Stadt. Gleichzeitig zeigen diese Zahlen aber die Tristesse vor allem in den Geschäftserwartungen der Unternehmen.
Ursache sind vor allem die Energiepreise, die 77 Prozent der Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ansehen. Steigende Energiekosten führen dazu, dass Unternehmen und Verbraucher einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben müssen. Die finanziellen Mittel fehlen für andere Ausgaben. Daher fürchten außerdem 65 Prozent der Unternehmen eine sinkende Binnennachfrage. Zugleich bildet Energie nicht den einzigen Kostentreiber. Allein die dreimalige Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns in diesem Jahr treibt die Arbeitskosten in die Höhe, was für 55 Prozent der Unternehmen ein zusätzliches Risiko darstellt.
„Findet die Politik nicht schnell einen angemessenen Deckel für die sich abzeichnenden Preissteigerungen, droht ein kräftiger Wirtschaftsabschwung. Bislang erwarten die Wirtschaftsforscher nur einen milden Konjunktureinbruch, erheblich milder als zu der Zeit des ersten Corona-Lockdowns. Damals wurde staatlicherseits die Nachfrage unterbunden, im Gegenzug gab es aber schnelle staatliche Hilfen. Diesmal verschlechtern sich durch explodierende Energiepreise die Angebotsbedingungen. Abgesehen von aktionistischen Entlastungen der Verbraucher z. B. mit dem 9-Euro-Ticket hat der Staat bislang keine substanziellen Hilfen auf den Tisch gelegt. Das muss sich zügig ändern“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Bereits aktuell hat sich die Ertragslage für jedes zweite Suhler Unternehmen verschlechtert. Die Beurteilung der laufenden Geschäfte fällt durchwachsen aus. Zwar gab es für 23 Prozent noch einmal Verbesserungen, doch 35 Prozent melden bereits Verschlechterungen. In den kommenden Monaten erwarten nur noch 6 Prozent weitere Verbesserungen. 55 Prozent gehen von schlechteren Geschäften aus.
Dies wirkt sich dämpfend auf geplante Investitionen und erwartete Beschäftigung aus. In den kommenden Monaten planen mit 74 Prozent der Unternehmen zwar nicht wesentlich weniger Betriebe Investitionen als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Allerdings treten expansive Motive in den Hintergrund. Investiert wird in erster Linie, um Verschleiß zu ersetzen und um kostensenkende Maßnahmen einzuleiten. Auf dem Arbeitsmarkt rechnen 10 Prozent der Betriebe mit zunehmenden Belegschaften. 16 Prozent erwarten hingegen eine Verkleinerung des Unternehmens, indem freiwerdende Stellen zunächst nicht wiederbesetzt werden.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 12. September bis 6. Oktober 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 2.600 Unternehmen aus der Stadt Suhl. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.300 Dienstleister mit 8.900 Beschäftigten (inklusive öffentlicher Dienst), gefolgt von 600 Handelsunternehmen mit 2.100 Beschäftigten. Zur Industrie gehören in der Stadt Suhl 160 Unternehmen mit 2.700 Beschäftigten.
Suhl, 2. November 2022
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