In der Kostenfalle

Konjunkturbericht Herbst 2022 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Wirtschaft muss sich rechnen. Das gilt umso mehr im Landkreis Hildburghausen mit seinen vielen Produktionsstandorten. Aktuell explodieren überall die Kosten. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Kriegs in Europa fallen zusammen mit Erhöhungen des Mindestlohns und weiteren Tarifsteigerungen. Alles zusammen lässt sich nur für die wenigsten Betriebe über den Absatz von Gütern und Dienstleistungen wieder einspielen. Der Konjunkturbericht Herbst 2022 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen zeigt daher große Sorgen.

Aktuell bewerten 26 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 32 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 42 Prozent als schlecht. Bereits in den letzten Monaten nahm der Kostenanstieg ein solches Ausmaß an, dass sich für jedes zweite Unternehmen die Ertragslage verschlechtert hat. Noch erzielen zwar 36 Prozent Gewinn und 41 Prozent arbeiten kostendeckend. Für das kommende Jahr wird jedoch mit einem weiteren kräftigen Anstieg der Erzeugerpreise gerechnet, durch den die Margen weiter sinken werden.

Die Geschäftserwartungen gehen daher in den Keller. Lediglich 27 Prozent der Unternehmen gehen von gleichbleibenden oder besseren Geschäften aus, 73 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen geht im Vergleich zur Umfrage im Frühsommer 2022 um 21 Punkte zurück und erreicht 50,3 von 200 möglichen Punkten.

Die Ursachen liegen auf der Hand. Die Margen sinken angesichts gewaltiger Kostensteigerungen. 86 Prozent der Unternehmen bewerten die Energiepreise als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Dies ist eine Folge der Angebotsverknappung von Gas auf dem europäischen Absatzmarkt. 74 Prozent nennen die Preise für Vorprodukte und Vorleistungen. Nach wie vor sind die Lieferketten gestört, weil weltweit immer wieder Corona-Ausbrüche großflächig logistische Abläufe stören. 63 Prozent führen die Arbeitskosten an. Fachkräfteengpässe vergrößern Verhandlungsspielräume für Arbeitnehmer. Außerdem hat der Staat eine dreimalige Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns durchgesetzt.

„Jedermann ist sich klar darüber, dass sich infolge des russischen Kriegs in Europa die langfristigen Lieferbeziehungen für Energie grundlegend verändern. Der Anpassungsschock droht jedoch, kleine und mittlere Unternehmen zu überfordern. Geschäftsmodelle stehen auf dem Spiel, wenn Kosten in einer Weise steigen, dass eine Weitergabe an die Kunden ausgeschlossen ist. Inzwischen entwickelt die Politik Wirtschaftshilfen, die aber schnell in Kraft gesetzt werden müssen, um Unternehmen zielgenau zu helfen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

In einem Umfeld mit steigenden Kosten muss jeder Euro auf den Prüfstand. Die Unternehmen fahren daher ihre Investitionstätigkeit zurück, obwohl dies das künftige Wachstumspotential beschädigt. Lediglich 7 Prozent planen steigende und 31 Prozent stabile Investitionen. 25 Prozent reduzieren ihr Engagement und 37 Prozent investieren gar nicht mehr. Das Hauptmotiv für Investitionen ist die Ersatzbeschaffung, jedes vierte Unternehmen will über Investitionen langfristig die Kosten senken.

Aus dem Arbeitsmarkt ergibt sich ein etwas anderes Bild. Wer sich heute von Mitarbeitern trennen muss, verliert sie leicht an Wettbewerber. Im Nachbarlandkreis Sonneberg erwartet jedes fünfte Unternehmen, dass es jetzt die Zahl der Beschäftigten steigern kann. Daher werden Unternehmen vermutlich häufig auf Kündigungen verzichten und verstärkt Vakanzen aus natürlicher Fluktuation bewirtschaften. So erklären sich die Erwartungen, wonach 10 Prozent mit steigenden Mitarbeiterzahlen rechnen, 29 Prozent dagegen mit einem Personalrückgang rechnen.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 12. September bis 6. Oktober 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.600 Dienstleister mit 7.200 Beschäftigten, gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 320 Unternehmen mit 6.500 Beschäftigten.

Suhl, 3. November 2022

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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