Südthüringer Handel: Schwächung durch Konsumzurückhaltung
Hoffnung auf Weihnachtsgeschäft
Die schwache wirtschaftliche Entwicklung und die hohe Inflationsrate dämpfen die Stimmung im Südthüringer Handel. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Herbst 2022 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. So bewerten 16 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 47 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 37 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten erwarten sage und schreibe 82 Prozent eine Verschlechterung und lediglich 4 Prozent der Händler bessere Geschäfte. Die Händler hoffen trotzdem, dass das traditionell umsatzstarke Weihnachtsgeschäft entgangene Einnahmen teilweise abfedert.
Aktuell meldet jedes zweite Unternehmen Umsatzverluste im Vergleich zum Vorjahr, lediglich ein Fünftel berichtet von Umsatzsteigerungen. Drei von vier Betrieben geben an, dass die Kunden weniger ausgabefreudig sind als im vergangenen Jahr. Infolgedessen hat sich die Ertragslage für 57 Prozent der Händler verschlechtert. 37 Prozent erzielen Gewinne, weitere 46 Prozent arbeiten kostendeckend.
"Bislang war der private Verbrauch eine der Konjunkturstützen in Deutschland. Allerdings gibt es hier in Südthüringen bereits erste Abbrüche, weil die Endverbraucher angesichts der Inflation ihr Geld zusammenhalten. Manch einer verzichtet auf weniger notwendige Ausgaben. Insbesondere im Fall von Geringverdienern führen steigende Preise zu Umschichtungen der nachgefragten Güter. Steigende Kosten für Heizung und Strom dämpfen daher die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern", erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Die Konsumzurückhaltung ist in vielen Bereichen spürbar, beispielsweise im Textil- und Schuhhandel. Die Kunden fahren ihre Ausgaben für nicht zwingend notwendige Wirtschaftsgüter zurück, insbesondere im höherpreisigen Segment. Dieses Kaufverhalten ist konträr zu Phasen der Corona-Pandemie, in denen die Menschen Möglichkeiten zum Einkaufen nutzten, wenn auch z.T. über Click & Collect, und dabei weniger auf das Geld schauten, da durch die Restriktionen wie Reisebeschränkungen kein üblicher Konsum möglich war.
„Die Händler hoffen dennoch auf ein robustes Weihnachtsgeschäft ab Ende November, wenn zusätzlich der ‚Black Friday‘ ansteht, der auch in Teilen des stationären Handels als Zugpferd genutzt wird“, sagt der IHK-Chef. Zudem bemerkten einige Händler in Teilen ihrer Kundschaft eine gewisse "Jetzt erst Recht"-Mentalität. Man gönnt sich noch schnell etwas, bevor sich die preisliche Situation möglicherweise deutlich verschlechtert. Für diese Händler wäre es wünschenswert, wenn sie dieses Niveau über das Weihnachtsgeschäft hinweg halten könnten. In jedem Fall wird das Weihnachtsgeschäft entgangene Umsätze der letzten Monate zumindest teilweise kompensieren, so die Hoffnung der Händler.
Hinweis: Basis der Angaben ist eine repräsentative Befragung von Südthüringer Handelsunternehmen, die im Zeitraum 12. September bis 6. Oktober 2022 und damit vor dem Beschluss der Entlastungspakete durchgeführt wurde.
Suhl, 11. November 2022
+49 3681 362-406