Der Herbst wird stürmisch!

Konjunkturbericht der IHK Südthüringen im Herbst 2022

Die Stimmung der Südthüringer Wirtschaft ist auf dem Tiefpunkt. In allen Branchen zeigt sich das gleiche Bild: Die Geschäftserwartungen gehen in den Keller. Die Unternehmen sind in großer Sorge, dass die wirtschaftlichen Folgen der westlichen Sanktionspolitik heimische Geschäftsmodelle in Frage stellen. Allerdings lösen die in Aussicht gestellten Hilfen und gesamtwirtschaftliche Prognosen auch Hoffnung aus. Für die kommenden Monate erscheint jedoch eine Rezession unausweichlich. Diese Ergebnisse liefert die Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.

Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen fällt im Vergleich zur letzten Umfrage im Frühsommer 2022 um 28 Punkte. Auf der maximal 200 Punkte umfassenden Skala werden nur noch 55,5 Punkte erreicht. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Konjunkturaufzeichnungen der IHK Südthüringen in 1995.

„Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 und das nachfolgende Wiederaufflammen des Kalten Kriegs erschüttern die globalisierte Welt. Die neue Bipolarität befördert ein Freund-Feind-Schema ohne Zwischentöne und mit erheblichen Risiken, wenn über Nacht langjährige Lieferbeziehungen gekappt werden. Der Bund stellt flankiert vom Freistaat Thüringen erhebliche Summen bereit, um die Wirtschaft zu stützen. Wir rechnen mit erheblichen Wohlstandsverlusten, sind aber trotz aller Schwierigkeiten zuversichtlich, dass ein schwerer wirtschaftlicher Einbruch vermieden werden kann“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Die wirtschaftliche Lage hat sich seit diesem Frühjahr eingetrübt. 27 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten Geschäftslage, 10 Prozentpunkte weniger als in der letzten Umfrage. Für weitere 41 Prozent ist die Geschäftslage saisonüblich. Bei Aufträgen und Umsätzen gibt es zwar für jeden fünften Betrieb weiterhin Zuwächse gegenüber dem Vorjahr. 37 Prozent melden jedoch bereits Einschränkungen. Dies hat Auswirkungen auf die Ertragslage. Sie hat sich für 16 Prozent verbessert, für 36 Prozent blieb sie unverändert, doch für 48 Prozent hat sie sich verschlechtert.

Getrübter Ausblick

In den kommenden Monaten gehen lediglich 3 Prozent der Unternehmen von besseren Geschäften aus. 71 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Die Gründe lassen sich aus den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ablesen. Für 89 Prozent der Unternehmen stellt die Entwicklung der Energiepreise das Hauptrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Weitere Risiken ergeben sich für 70 Prozent durch die Preisentwicklung für Vorprodukte und Rohstoffe angesichts der noch immer gestörten Lieferketten. Der Anstieg der Arbeitskosten wird von 60 Prozent der Unternehmen hervorgehoben, Fachkräfteengpässe nennen 57 Prozent und 55 Prozent die Entwicklung der Binnennachfrage.

Angesichts einer regelrechten Kostenexplosion planen drei von vier Unternehmen Preiserhöhungen. Ein Ende der hohen Inflation wird also erst absehbar sein, wenn sich die Kosten stabilisieren oder wieder zurückgehen.

Geringere Investitionsneigung

Die Unternehmen verändern außerdem ihre Investitionstätigkeit. In den kommenden Monaten planen 65 Prozent Investitionen, 10 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Hauptmotive sind die Ersatzbeschaffung durch 58 Prozent der Unternehmen und kostensenkende Maßnahmen durch 22 Prozent. Expansive Investitionsmotive wie Forschung und Entwicklung sowie Kapazitätserweiterung verlieren an Bedeutung.

Im Personalbereich ist zu erwarten, dass die Unternehmen durch Alterung oder die natürliche Fluktuation freiwerdende Stellen in den kommenden Monaten seltener nachbesetzen werden. Auf diese Weise lässt sich der Personalkostenanstieg bremsen, der durch die Mindestlohnerhöhung, Tarifsteigerungen und die Inflationsausgleichsprämie gerade an Fahrt gewinnt. Lediglich 7 Prozent erwarten eine steigende Beschäftigtenzahl, 26 Prozent stellen sich auf weniger Mitarbeiter ein.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 12. September bis 6. Oktober 2022 durchgeführt wurde.

Weitere Ergebnisse und Branchenauswertungen enthält der ausführliche Konjunkturbericht Herbst 2022 der IHK Südthüringen.

Suhl, 20. Oktober 2022

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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