Nur die Politik kann helfen

Konjunkturbericht Herbst 2022 der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Explodierende Kosten und fehlende Mitarbeiter ruinieren die Stimmung der Unternehmen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Herbst 2022 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Den Prognosen der Unternehmen zufolge ist die Entwicklung der Kosten für Energie, Personal und Vorleistungen immer schwerer zu stemmen. Dies stellt einen Weckruf vor allem an die Politik dar, schnell und zielgenau zu helfen.

Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen, sinkt auf 45,9 von 200 möglichen Punkten. Der dritte Rückgang in Folge fällt mit 37,0 Punkten im Vergleich zur Frühsommer-Umfrage besonders kräftig aus. Besonders geringe Werte nimmt der Indikator in den Städten Schmalkalden mit 28,6 Punkten und Zella-Mehlis mit 39,8 Punkten an. Es handelt sich um die niedrigsten Werte in größeren Gemeinden in Südthüringen. Ein etwas besserer Wert ergibt sich mit 65,6 Punkten in Meiningen.

„Jedermann ist sich klar darüber, dass sich infolge des russischen Kriegs in Europa die langfristigen Lieferbeziehungen für Energie grundlegend verändern. Der Anpassungsschock droht jedoch, kleine und mittlere Unternehmen zu überfordern. Geschäftsmodelle stehen auf dem Spiel, wenn Kosten in einer Weise steigen, dass eine Weitergabe an die Kunden ausgeschlossen ist. Nach anfänglichem Aktionismus mit nicht durchdachten Rabattaktionen entwickelt die Politik inzwischen Wirtschaftshilfen für Betriebe und Einwohner gleichermaßen. Wir können noch einmal davonkommen, wenn die Deckel für Gas- und Strompreis in verkraftbarer Dimension schnell beschlossen und scharf geschaltet werden“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Beleg hierfür ist die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage. 22 Prozent der Unternehmen bewerten sie als gut, 46 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 32 Prozent als schlecht. Es deutet sich aktuell zwar ein wirtschaftlicher Abschwung an, dieser lässt sich jedoch bewältigen, wenn er nicht zu lange anhält und keine zu tiefen Spuren hinterlässt. Im Vergleich zum Vorjahr meldet jedes zweite Unternehmen eine verschlechterte Auftragslage. Für 58 Prozent hat sich die Ertragslage verschlechtert.

Schwierig würde es hingegen, wenn sich die Erwartungen für die kommenden Monate realisieren: Eine nahezu unveränderte Lage erwarten 22 Prozent der Unternehmen, mit Verschlechterungen rechnen 78 Prozent. So tiefgreifende Sorgen gab es noch nie. 93 Prozent bewerten die Energiepreise als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, 74 Prozent das Ausbleiben von Vorprodukten auf gestörten Lieferketten. Weitere Hauptrisiken sind die fehlenden Mitarbeiter und die Entwicklung der Arbeitskosten für jeweils 65 Prozent der Befragten. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bewerten 52 Prozent als Risiko.

Wegen der anhaltenden Schwierigkeiten im Rahmen der Mitarbeitergewinnung sind bestehende Arbeitsplätze in den meisten Fällen noch nicht in Gefahr. Die Unternehmen werden jedoch in den kommenden Monaten häufiger als sonst frei werdende Stellen nicht sofort wiederbesetzen. Im Ergebnis geht jedes dritte Unternehmen von rückläufigen Mitarbeiterzahlen aus.

Zugleich wird die Investitionstätigkeit stark zurückgefahren. Nur 60 Prozent der Unternehmen planen Investitionen, darunter mehr als die Hälfte mit sinkendem Umfang. In den vergangenen zehn Jahren planten im Durchschnitt 75 Prozent Investitionen. Expansive Motive wie die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen oder Betriebserweiterungen treten in den Hintergrund. Es überwiegen Ersatzinvestitionen und kostensenkende Maßnahmen.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 12. September bis 6. Oktober 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 8.800 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.900 Dienstleister mit 18.000 Beschäftigten, gefolgt von 2.300 Handelsunternehmen mit 5.700 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 13.500 Beschäftigten.

Suhl, 26. Oktober 2022

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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