Endlich eine gute Botschaft - IHK Südthüringen begrüßt Bewegung bei CSRD und CSDDD
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen sieht in den jüngsten Beschlüssen des Rechtsausschusses des EU-Parlaments zu CSRD und CSDDD ein wichtiges Signal für mehr Praxistauglichkeit europäischer Nachhaltigkeitsvorgaben und erste Kurskorrekturen. Die geplanten Anpassungen sind ein Schritt zu weniger Bürokratieaufbau. Gleichzeitig mahnt die Kammer an, den kommunizierten Kurs der Entbürokratisierung nicht weiter zu konterkarieren und klare, handhabbare Regeln für Unternehmen für mehr Wachstum zu schaffen.
Die IHK Südthüringen begrüßt die jüngsten Beschlüsse des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments zur Überarbeitung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), sieht aber weitere enorme Entwicklungspotenziale.
„Es ist ein wichtiges Signal, dass die Erkenntnis über die bisherige Überforderung vieler Unternehmen offenbar auch auf europäischer Ebene angekommen ist. Es ist gut, dass sich in der EU-Kommission und im Parlament scheinbar zunehmend die Einsicht durchsetzen könnte, dass die bisherigen Regelungsideen in der Praxis zu kleinteilig, zu bürokratisch und zu wirklichkeitsfern waren“, erklärt Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen. „Der nun angestoßene Kurswechsel ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch längst nicht das Ziel.“
Die vorgeschlagenen Änderungen, insbesondere die Anhebung der Schwellenwerte für die Berichtspflichten in der CSRD auf 1.000 Beschäftigte und 450 Mio. Euro Nettoumsatz sowie die Begrenzung der Informationspflichten entlang der Wertschöpfungskette, werden in Rahmen des Regelwerks nun zu weniger Belastung vieler mittelständischer Betriebe führen. Ebenso ist die geplante Klarstellung zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen und die Einrichtung eines zentralen digitalen EU-Portals für Nachhaltigkeitsberichterstattung ein pragmatischer Ansatz, der weniger Bürokratie als bislang geplant bedeuten könnte.
Auch im Bereich der CSDDD erkennt die IHK Südthüringen positive Ansätze: Der verkleinerte Anwendungsbereich (5.000 Mitarbeiter; mehr als 1,5 Mrd. Euro weltweiter Nettoumsatz) und die Streichung eines EU-weiten Haftungsregimes schaffen ein gutes Stück mehr Akzeptanz. Der risikobasierte Ansatz bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten ist sachgerecht und entspricht wirtschaftlicher Realität.
Gleichwohl warnt die IHK Südthüringen davor, sich zu früh in Sicherheit zu wiegen:
„Die Richtung stimmt, aber entscheidend ist, dass die kommenden Trilog-Verhandlungen geprägt sind von Pragmatismus und Anerkennung der Lebensrealitäten für die EU. Was die Wirtschaft jetzt braucht, sind klare, schlanke und wachstumsfördernde sowie insbesondere handhabbare Vorgaben. Niemand braucht neue Interpretationsspielräume oder Berichtspflichten“, betont Dr. Pieterwas weiter.
Gerade für den industriell geprägten Mittelstand in Südthüringen und ganz Deutschland bleibt die Herausforderung groß: Viele Unternehmen müssen bereits jetzt erhebliche Ressourcen in bürokratische Pflichten investieren, die kaum in angemessenem Rahmen ausfallen.
Die IHK Südthüringen erwartet daher mindestens,
/ dass die EU-Kommission und der Rat in den anstehenden Trilog-Verhandlungen den eingeschlagenen Kurs der Entbürokratisierung und Harmonisierung konsequent fortsetzen,
/ dass kleine und mittlere Unternehmen dauerhaft von Berichtspflichten ausgenommen bleiben und zudem nicht durch „Trickle-down-Effekte“ belastet werden,
/ dass der Anwendungsrahmen auch deutsche und europäische Schlüsselbranchen einbezieht,
/ und dass die EU künftig praxisorientierte Leitlinien und digitale Werkzeuge für ihre Regelwerke bereitstellt, die Unternehmen tatsächlich entlasten, statt sie mit zusätzlichen Pflichten zu überziehen.
„Europa kann seine Wettbewerbsfähigkeit nur sichern, wenn Wirtschaftlichkeit und Wachstumswillen wieder in den Fokus rücken. Der jetzige Beschluss des Rechtsausschusses ist ein gutes Signal. Aber er darf nur der Anfang einer echten Kurskorrektur sein, die bestenfalls in einer reinen EU-Wachstumsagenda und erheblichen, echten Entlastungspaketen mündet. Denn klar ist: Wir sprechen bislang nur über die Rücknahme geplanter Mehrbelastung“, betont Dr. Pieterwas abschließend.
Suhl, 17. Oktober 2025
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