An einem Strang für mehr Azubis
IHK Südthüringen und Agentur für Arbeit bauen Zusammenarbeit aus
Seit Jahren klafft auf dem Südthüringer Ausbildungsmarkt eine Lücke zwischen Ausbildungsangeboten und Bewerbern. Die Gründe sind rückläufige Schülerzahlen, Abwanderung der jungen Generation und mangelnde Bekanntheit attraktiver Ausbildungsangebote. In der Folge können viele Unternehmen ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Die Industrie- und Handelskammer (Südthüringen) und die Agentur für Arbeit Thüringen Südwest verstärken künftig ihre Zusammenarbeit, um mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung in der Südthüringer Wirtschaft zu gewinnen.
Weniger gemeldete Ausbildungssuchende – weniger gemeldete Ausbildungsstellen: Der Südwestthüringer Ausbildungsmarkt steht unter hohem Druck. Die Bedarfe an Nachwuchskräften in der Region können bei einem Verhältnis von nur 0,7 Bewerbern je Stelle nicht gedeckt werden. Bisher zeigt das aktuelle Berichtsjahr 2023/24 Verluste bei Ausbildungsstellen (-10% zum Vorjahr) und Bewerbern (-5,9 % zum Vorjahr). Gegenüber dem Beratungsjahr 2018/2019 reduzierten sich die Anzahl an gemeldeten Ausbildungsstellen um 22 % und gemeldeten Ausbildungssuchenden um 25 %. Dabei bilden Demografie und Krisenaufarbeitung ungünstige Wechselwirkungen, die die Stabilität des Ausbildungsmarktes verringerten. Das aktuelle Berichtsjahr endet am 30. September. Derzeit zählen bei 743 unbesetzten Ausbildungsstellen noch 242 Bewerber*innen als unversorgt. Gezielte Nachvermittlungsaktivitäten sollen dazu beitragen, so viele Ausbildungsstellen wie möglich noch zu besetzen.
Die IHK Südthüringen hat zum Ausbildungsstart 2024 wieder etwas mehr neue Ausbildungsverträge als im Vorjahr registriert. Im August hatten 951 Azubis im IHK-Bezirk Südthüringen eine Ausbildung aufgenommen. Ein Jahr zuvor waren es 841, was einem Plus von 13 Prozent entspricht.
Allerdings: In der Langzeitbetrachtung im Zeitraum 2004 bis 2023, jeweils zum Jahresende, hat sich die in der IHK Südthüringen registrierte Anzahl an neuen Ausbildungsverhältnissen halbiert (-47 Prozent von 2.079 auf 1.103).
Gleichzeitig ist der Bedarf der heimischen Wirtschaft an Azubis sowie Fachkräften weiterhin enorm hoch. Trotz schwacher Konjunktur meldeten 48 Prozent der Unternehmen in der letzten Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen den Fachkräftemangel als geschäftliches Risiko.
Professionalisierung des Ausbildungsmarketings
Um die Gewinnung von Jugendlichen für die duale Ausbildung oder von Fachkräften zu unterstützen, arbeiten die Agentur für Arbeit Thüringen Südwest und die IHK Südthüringen bereits seit Jahren zusammen. Beispiele dafür sind u.a. die Elternbriefe, in denen die Agentur für Arbeit für die Berufsinformationsmesse der IHK Südthüringen wirbt oder die Pendlertage zur Rückkehrergewinnung, an denen sich die IHK Südthüringen beteiligt.
Die Zusammenarbeit der beiden Institutionen soll künftig intensiviert werden, was erstmals auch in einem Kooperationsvertrag vereinbart wird. Im Kern geht es darum, das Ausbildungsmarketing weiter zu professionalisieren.
„Die IHK Südthüringen fokussiert sich auf das Marketing für die duale Ausbildung allgemein. Dafür haben wir vor allem unsere bundesweite Azubikampagne #JetztKönnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns. Für die Vermittlung der konkreten Ausbildungsangebote gibt es keine bessere Adresse als die Agentur für Arbeit. Deswegen haben wir unsere eigene Lehrstellenbörse Ende Juli eingestellt und bewerben künftig die Börse der Arbeitsagentur. Das spart gleichzeitig Ressourcen und bedeutet auch Bürokratieentlastung für Unternehmen, wenn sie ihre Angebote nicht in zwei Börsen eintragen müssen“, erklärt IHK-Chef Dr. Ralf Pieterwas.
Weitere Maßnahmen der engeren Zusammenarbeit sind unter anderem Elternbriefe der Arbeitsagentur zur Bewerbung von INDUSTRIE INTOUCH Thüringens Süden, die Unternehmensakquise seitens IHK für den Tag in der Praxis und den Praxistag und gemeinsame Informationsveranstaltungen für Unternehmen zur Gewinnung von ausländischen Auszubildenden sowie Fach- und Arbeitskräften.
Geschäftsführer Bock sieht im Ausbau der vertrauensvollen Zusammenarbeit einen besonderen Mehrwert. „Kooperationen ermöglichen Synergieeffekte, von denen alle Beteiligten nur profitieren können. Schließlich vereint beide Partner ein gemeinsames Ziel: Durch die duale Ausbildung das regionale Fachkräftepotential von morgen zu stärken und damit zu sichern“. Das Bewerben von berufsorientierenden Veranstaltungen, wie beispielsweise Berufsinformationsmessen und Aktionstagen, gehört zum Portfolie der Kooperationsvereinbarung.
Suhl, 25.09.2024
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