Projekte und Ansprechpartner
Am 11. Januar 2024 wurde der „Infopoint Wasserstoff“ am Rathaus in Sonneberg eröffnet. Im Rahmen des „h2-well“ - Demonstrationsvorhabens „PEM4Heat“ wurde eine innovative Technologie, mit der sowohl eine Strom- als auch eine Wärmeversorgung des Rathauses Sonnebergs mittels Wasserstoff und Sauerstoff sichergestellt werden kann, entwickelt. „H2-well“ beschreibt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgewählte Region in Ostdeutschland in welcher der strukturelle Wandel durch Innovationen vorangetrieben werden soll. Mehr als 40 Partner und Unterstützer wollen einen Beitrag zur Ermöglichung der dezentralen Wasserstoffwirtschaft leisten.
In den „Infopoint Wasserstoff“ im Rathaus in Sonneberg sind die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt eingeflossen, welcher von der Stadt Sonneberg in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Rathauses baulich umgesetzt wurde. So kann sich hier über dezentrale Wasserstoffsysteme zur effizienten Kopplung von Infrastrukturen im Kontext eines kommunalen Gebäudes informiert werden.
Mehr Informationen zum Projekt erhalten Sie auf der Webseite der Stadt Sonneberg.
Die Nutzung von Wasserstoff ist nicht erst mit dem aktuellen Wandel in der Automobilindustrie oder dem geplanten Ausstieg aus der Kohlenutzung neu – hat doch die Weiterentwicklung verschiedener Anwendungsformen in den letzten Jahren immens an Fahrt aufgenommen. So wurde schon vor fünf Jahren die Idee eines Wasserstoffprojektes im Landkreis Sonneberg initiiert.
Das Unternehmen AVX/Kumatec Hydrogen GmbH & Co. KG aus Neuhaus-Schierschnitz entwickelte einen alkalischen Druckelektrolyseur, welcher eine dezentrale Wasserstoffherstellung
wirtschaftlich möglich machen sollte. Zur Anwendung kam die Technik im daraus resultierenden Forschungsprojekt „LocalHy“, das mit einer Vielzahl von Beteiligten für eine exemplarische Nutzung der Wasserelektrolyse steht. Der Elektrolyseur steht bei diesem Projekt auf der kommunalen Kläranlage in Sonneberg und nutzt deren Infrastruktur (elektrische Anschlussleistung und Prozessleitsystem) für seinen Betrieb. In einer von den Wasserwerken Sonneberg und der Bauhaus-Universität Weimar betreuten Versuchskläranlage wird der Betrieb der Nutzung des Elektrolysesauerstoffs erforscht und getestet. Das Projekt „LocalHy“ ist eines der erfolgreichen „HYPOS“ Projekte, das vom Bundesforschungsministerium mit über 5 Mio. Euro gefördert wird. „HYPOS“ mit einem Gesamtfördervolumen von 50 Mio. Euro ist in der Metropolregion Mitteldeutschland angesiedelt. Die mitteldeutsche Region beschäftigt sich insgesamt sehr stark mit dem Thema Wasserstoff, auch und besonders unter dem Aspekt des Braunkohleausstiegs. Der in „LocalHy“ erzeugte Wasserstoff wird entweder mittels einer neu entwickelten Tankstelle an brennstoffzellenangetriebene Fahrzeuge vertankt oder mittels eines neuartigen Kreislaufverbrennungsmotors zurückverstromt (Projektbeteiligter WTZ Roßlau gGmbH). Mit im Projekt sind die ISLE Steuerungstechnik und Leistungselektronik gGmbH Ilmenau, welche die Hochstromversorgung für den Elektrolyseur entwickelte und das Fraunhofer CSP in Halle, das für das übergeordnete Monitoring verantwortlich ist.
Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes sind sowohl hinsichtlich der Einzelprojekte, aber auch im Verbund außerordentlich vielversprechend. Derart vielversprechend, dass sich die Projektbeteiligten entschieden haben, mit dem weiteren Forschungsprojekt „H2-Well“ das Thema dezentrale Wasserstoffnutzung weiter zu erforschen und voranzutreiben. „H2-Well“ ist eines der ausgewählten „WIR Projekte – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesforschungsministeriums und damit absolut passend für ein zukunftsweisendes, regional verankertes, dezentrales Wasserstoffprojekt mit dem Blick auf Innovation und Wertschöpfung in der Region, für die Region und aus der Region. Bei H2-Well steht die Wasserstoffnutzung in ihrer ganzen Bandbreite für eine ganze Region im Mittelpunkt, sowohl wirtschaftlich, energetisch, bildungspolitisch als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Darüber hinaus wird es die Entwicklung hin zu einer umfassenden Wasserstoffnutzung notwendig machen, dass sich die wirtschaftlich handelnden Akteure auf diese Entwicklung einstellen. Zum einen hinsichtlich der Nutzung und Anwendung von Wasserstoff und wasserstofftechnologischen Produkten und Anwendungsfällen, aber andererseits auch im Hinblick auf deren Produktion.
Diesen Transformationsprozess vor Augen hat sich im Jahr 2018 der Förderverein „HySON – Institut für angewandte Wasserstoffforschung“ in Sonneberg gegründet und bündelt im Verein eine Vielzahl von Akteuren aus Thüringen und zum Teil auch länderübergreifend aus Oberfranken. Diese Akteure sind Vertreter aus Industrie, kommunalen Unternehmen, der Kommunalpolitik und aus Forschung und Wissenschaft. Dieses Akteurs-Bündnis hat den Charakter einer Bottom-Up Bewegung. Der Verein hat im ersten Jahr seiner Gründung bereits eine Vielzahl von Aktivitäten durchgeführt, um einer breiteren Öffentlichkeit die Potenziale der Wasserstofftechnologie näherzubringen. Seit dem Jahr 2019 ist die IHK Südthüringen Mitglied im Verein. Die Notwendigkeit der Gründung eines Instituts für angewandte Wasserstoffforschung ist immanent. So ist es einer der dringlichsten Aufgaben für eine Verbreitung von Wasserstofftechnologien und -nutzungen, die derzeitige Lücke zwischen Forschung und Anwendung zu schließen. Das betrifft jedoch nicht nur die Lücke zwischen Forschung und Industrieunternehmen, sondern auch zwischen der forschungsbasierten Anwendung hin zu einer allgemeinen, dauerhaften und wirtschaftlichen Nutzung sowie der Schaffung der hierfür notwendigen Rahmenbedingungen. Es geht dabei unter anderem darum, die Kernbausteine der Wasserstoffnutzung (Elektrolyseure, Brennstoffzelle oder auch H2-Verbrennungsmotore) weiterzuentwickeln und zu verbessern. Hier muss es gelingen, die bislang meist als Prototypen im Einsatz befindlichen Aggregate über eine Kleinserie in die Serienfertigung und Anwendung zu überführen. Dazu müssen Lieferketten und Liefernetzwerke einschließlich der dazugehörigen Produktionstechnologien aufgebaut werden. Denn nur, wenn Wertschöpfungsketten entstehen, kommt es zu einer unternehmensgetriebenen Weiterentwicklung dieser Technologie. Zum Einsatz kommende Produktgruppen müssen standardisiert und zertifiziert bzw. Standards und Zertifizierungsanforderungen festgelegt werden. Prüfungen und Zertifizierungen von neu entwickelten Anlagen müssen dezentral vorbereitet, begleitet und durchgeführt werden können. Nur wenn diese Prozesse parallel zur eigentlichen Entwicklung der Aggregate erfolgen, ist ein zügiger Markthochlauf möglich. Dazu bedarf es noch Entwicklungen im Bereich der einsetzbaren Werkstoffe, Steuerungs- und Regelkomponenten, standardisierter und angepasster Sicherheitsvorgaben.
Es darf dabei nicht vergessen werden, dass Wasserstofftechnologien in Bildung, Ausbildung und im Studium, gerade im Hinblick auf die zukünftigen Erwartungen, noch nicht ausreichend Berücksichtigung finden. Somit besteht das Erfordernis, Spezialisten und Fachkräfte in den Unternehmen bzw. unternehmensnah aus- und fortzubilden. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe ist jedoch die Notwendigkeit, Wasserstoff in steigenden Mengen zu lagern, zu speichern und zu transportieren. Auch hierfür müssen anwenderfreundliche technische Lösungen entwickelt und zum Einsatz gebracht werden. Dabei spielen gerade im Hinblick auf die spezifischen Eigenschaften des Wasserstoffs die Wirtschaftlichkeitsaspekte eine immense Rolle. Letztendlich müssen lokal, regional aber auch überregional Logistikkonzepte entwickelt und aufeinander abgestimmt werden.
Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von Betätigungsfeldern für ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut. Auf den Punkt gebracht: ohne ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut wird eine zügige Implementierung von Wasserstofftechnologien und der Aufbau von „Kompetenzen“ für Wasserstoffanwendungen und der Produktion von Wasserstoffbasierten Aggregaten und Komponenten nicht möglich sein. Ziel ist es, eine industrienahe Forschungsinfrastruktur zu entwickeln, die regional in der Thüringer Industrie verankert ist. Schlussfolgernd ist festzustellen: wenn ein regionaler Wirtschaftraum keinen Verbund von beruflicher Ausbildung, universitärer Lehre, anwendungsorientierter Forschung, industrieller Entwicklung und Produktion schafft, kann dieser Wirtschaftraum hinsichtlich der Wasserstofftechnologie kaum eine nationale bzw. internationale Wettbewerbsfähigkeit erlangen. Und genau diese aktuell noch bestehende Lücke der anwendungsorientierten Forschung soll für Thüringen das zu gründende Institut HySON gGmbH schließen. Die Gründung des Instituts soll im 1. Quartal 2020 erfolgen.
Quelle: Bernd Hubner, Vorsitzender „HySON – Förderverein Institut für angewandte Wasserstoffforschung e. V.“, gedruckt in "Südthüringische Wirtschaft" Ausgabe 1-2/2020
LocalHy ist ein Verbund von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Kommune Sonneberg und hat zum Ziel die dezentrale Wasserstoffherstellung und -nutzung zu forcieren. Ein Elektrolyseur, der von dem Unternehmen AVX/Kumatec Hydrogen GmbH & Co. KG entwickelt wurde, steht auf dem Gelände der kommunalen Kläranlage in Sonneberg. Der erzeugte Wasserstoff wird entweder genutzt, um brennstoffzellenangetriebene Fahrzeuge zu betanken oder zur Verstromung in einem Kreislaufverbrennungsmotor.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Forschungsprogramm WIR! – Wandel durch Innovation in der Region 20 Initiativen ausgewählt, die ostdeutschen Regionen im strukturellen Wandel neue Perspektiven eröffnen wollen. Eine dieser Initiativen ist die „Wasserstoffquell‐ und Wertschöpfungsregion Main‐Elbe-LINK“, H2-Well. Mit mehr als 40 Partnern und Unterstützern aus der Region zwischen Main und Elbe soll der Strukturwandel vorangetrieben und mit Wasserstofftechnologien sollen neue Wertschöpfungsmöglichkeiten generiert werden.
Projektpartner aus Südthüringen sind die AVX/Kumatec GmbH & Co. KG sowie die Wasserwerke Sonneberg und die Stadt Sonneberg.
Weitere Informationen zu H2-Well finden Sie unter folgendem Link.
Das HySON-Institut will die Entwicklung von Wasserstofftechnologien, Wasserstoffsystemen und den entsprechenden Infrastruktureinrichtungen voranbringen und aktiv den Technologietransfer mit Modellen für den praktischen Einsatz anbieten. Weiterhin soll eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für Wasserstoff gegenwärtige Hemmschwellen abbauen und eine größere Offenheit gegenüber dem Energieträger Wasserstoff fördern, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Bevölkerung.
Die IHK Südthüringen ist Mitglied im HySON-Förderverein.
Hier geht es zur Website des HySON-Instituts.
DAS WASSERSTOFFNETZWERK HYPOS
Das deutschlandweite Netzwerk HYPOS strebt den Aufbau einer flächendeckenden Grünen Wasserstoffwirtschaft in der Wasserstoffregion Mitteldeutschland an. Dabei versteht es sich nicht nur als Förderer von Verbundprojekten, sondern auch als Plattform für den Wissensaustausch und Wissenstransfer von Grünem Wasserstoff.
Mit der Zahl der HYPOS-Mitglieder wächst das Netzwerk seit der Gründung Ende 2013 kontinuierlich - seit April 2022 hat auch die IHK Südthüringen eine Kooperationsvereinbarung mit dem HYPOS e. V. abgeschlossen.
Hier geht es zur Website des HYPOS.
Die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) berät und unterstützt Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen dabei, geeignete Lösungen für Anwendungsgebiete im Güter- und Personenverkehr oder im Bereich der Nutzfahrzeuge zu finden und die Verkehrswende somit aktiv mitzugestalten. Hier geht es zur ThEGA.
An der Bauhaus-Universität Weimar wird aktuell das Forschungsprojekt "Strategiefortschreibung Wasserstoffquell- und Wertschöpfungsregion Main-Elbe-LINK (H2-Well)" durchgeführt. Hier geht es zur Bauhaus-Universität.
Die Bundesregierung hat eine zentrale Wasserstoff-Webseite im Sinne eines „One-Stop-Shop“ geschaffen. Sie soll als erste Anlaufstelle dienen und enthält neben allgemeinen Informationen zum Thema Wasserstoff sowie zu Zielen und Maßnahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie erstmals einen kompakten Überblick über sämtliche Förderinstrumente der Bundesregierung, die den raschen Markthochlauf von Wasserstofftechnologien auf nationaler, europäischer wie auch internationaler Ebene unterstützen und voranbringen sollen.
Die eigens eingerichtete Lotsenstelle Wasserstoff bietet zudem die Möglichkeit, sich telefonisch oder per Mail an erfahrene Förderexperten zu wenden und so direkt die zum eigenen Vorhaben passenden Förderoptionen zu finden. Konkrete Projektideen liefern darüber hinaus die Praxisbeispiele.
+49 3681 362-203