Perspektivwechsel in der Förderpolitik erforderlich

Ergebnisse einer IHK-Blitzumfrage zu den Folgen der steigenden Energiepreise

In den letzten zwei Jahren haben sich die Preise für Energierohstoffe mehr als verdoppelt. Gestörte Lieferketten im Zuge der Corona-Pandemie und zuletzt die russische Invasion in der Ukraine fordern ihren Tribut. Eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) Erfurt und Südthüringen zeigt, dass die Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft in den meisten Fällen überschaubar bleiben. Schwieriger erscheinen die Auswirkungen des zweijährigen Ausnahmezustands auf die Liquidität. Staatliche Hilfen für Investitionen und erneuerbare Energien sollten daher Abhängigkeiten verringern und den Aufschwung erleichtern.

Energiekosten sind nur im Einzelfall für das Betriebsergebnis von entscheidender Bedeutung. Die Kostenstrukturerhebung der amtlichen Statistik zeigt, dass Material- und Arbeitskosten die wesentlichen Kostenblöcke darstellen. Der ganz erhebliche Anstieg der Energierohstoffe verändert daher in den meisten Fällen nur wenig an der betrieblichen Kostenstruktur. Lauf IHK-Umfrage nahm der Anteil der Energie an den Gesamtkosten in den vergangenen zwei Jahren im Mittel über alle Branchen um 3,4 Prozentpunkte zu und erreicht nun 11,6 Prozent. In Branchen wie dem Gast- und Verkehrsgewerbe sowie energieintensiven Industrie- und Dienstleistungsunternehmen werden jedoch mit 30 bis 60 Prozent erheblich höhere Anteile erreicht.

Gestörte Märkte und Lieferketten belasten das Betriebsergebnis stärker. Zwar ist die Wirtschaft auf Erholungskurs, doch die Vor-Corona-Normalität ist noch nicht wieder erreicht. Lediglich 36 Prozent der Unternehmen erzielen derzeit Gewinn, weitere 39 Prozent arbeiten kostendeckend, 25 Prozent befinden sich in der Verlustzone. Nur jedes zweite Unternehmen betrachtet seine Finanzlage als unproblematisch. Die vergangenen zwei Jahre haben in jedem dritten Unternehmen zu einem Eigenkapitalrückgang geführt. Jeder vierte Betrieb ergreift Maßnahmen zur Liquiditätssicherung, indem Kredite aufgenommen werden oder Gesellschafter weitere Mittel aus dem Privatvermögen zuschießen.

„Mit Auslaufen der Corona-Einschränkungen muss sich die Wirtschaftspolitik neue Ziele setzen. Abbau von Abhängigkeiten zu Kriegsregionen, Schritte zu mehr Klimaneutralität und Ermöglichung von Wachstum für Unternehmen mit angegriffener Finanzlage sollten zunehmend den außergewöhnlichen Wirtschaftshilfen der vergangenen zwei Jahre nachfolgen“, fordert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Als besonders wichtige staatliche Hilfen benennen die Unternehmen daher den Ausbau erneuerbarer Energien (Anteil: 61 Prozent) und die Investitionsförderung (Anteil: 60 Prozent). Auch die Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen findet hohe Wertschätzung (Anteil: 54 Prozent). Weniger stark nachgefragt werden hingegen die bisherigen Programme zur Liquiditätssicherung. Lediglich der erleichterte Zugang zu Kurzarbeit sollte aus Sicht von 43 Prozent der Unternehmen erhalten bleiben.

Hinsichtlich des Ausbaus erneuerbarer Energien, der einerseits das Erreichen von Klimazielen erleichtert und andererseits die Abhängigkeit von russischem Gas verringert, sehen 56 Prozent der Unternehmen in den Planungs- und Genehmigungsprozessen die größten Hemmnisse. Häufig genannt werden außerdem die energierechtlichen Regelungen und die Höhe der erforderlichen Investitionen. Nicht nur finanzielle Hilfen sind daher jetzt gefragt. Auch die staatliche Bürokratie gehört auf den Prüfstand.

Quellen: Die Angaben basieren auf einer Blitzumfrage der IHK Erfurt und der IHK Südthüringen zu den steigenden Energiepreisen sowie amtlichen Daten von Destatis (2019) zur Kostenstruktur der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden, Fachserie 4 Reihe 4.3, Tabelle 8, 2019.

Suhl, 22. April 2022

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

Telefon +49 3681 362-301

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Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

Telefon +49 3681 362-406

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