Werrabahn-Lückenschluss: Von der Vision zur Wirklichkeit
IHK Südthüringen begrüßt Reaktivierungspläne der Deutschen Bahn
Nach jahrelangen Anstrengungen aller Beteiligten, Rückschlägen und Stagnation erfährt der Werrabahn-Lückenschluss endlich die ihm gebührende Bedeutung. Die Deutsche Bahn (DB) setzte ihn als eines von 20 Projekten auf die erste Liste einer bundesweiten Reaktivierungs-Offensive. Für die darin benannten Strecken wird in der Abwägung von Kosten und Nutzen grundsätzlich Potenzial für die Wiederinbetriebnahme gesehen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen begrüßt das Bekenntnis der DB ausdrücklich und forciert die weiteren Planungsschritte bis zur Umsetzung in einer Interessengemeinschaft aus Gebietskörperschaften, Kammern, Verbänden und Abgeordneten.
Ein Expertenteam der DB hat in enger Abstimmung mit Bund, Ländern und Aufgabenträgern für den Nahverkehr während der letzten Monate die Potenziale für die Reaktivierung von Schienenstrecken ausgelotet. In Thüringen zog neben der Höllentalbahn im Osten des Freistaats auch die Werrabahn zwischen Südthüringen und dem nordwestlichen Oberfranken in die Liste der Reaktivierungsprojekte ein. „Es freut mich sehr, dass die DB die Wichtigkeit des Werrabahn-Lückenschlusses aus fachlicher Sicht erkannt hat. Dies bringt dem Vorhaben kräftigen Rückenwind, ohne den sich die Umsetzung weiter in die Länge ziehen würde“, zeigt sich Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK-Südthüringen, sichtlich erfreut über die Bekanntgabe aus Berlin. Bereits in einem Fachgutachten aus dem Jahr 2012, das durch die IHK Südthüringen und die IHK zu Coburg initiiert und mitfinanziert wurde, konnte für den Schienenlückenschluss ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis nachgewiesen werden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass der jahrelange unermüdliche Einsatz aller Beteiligten nun endlich Früchte trägt“, so der IHK-Chef weiter.
Ein spürbares Vorankommen war auch dadurch gehemmt worden, dass es keine gemeinsame klare Linie der regionalen Akteure gegeben hatte. Im Juli 2020 wurde daher unter Federführerschaft der beiden IHKs die Bildung einer Interessengemeinschaft (IG) angestoßen, um das Vorhaben nachhaltig und langfristig zu begleiten, zu befördern und bis zur Realisierung zu führen. Diese IG befindet sich mittlerweile kurz vor ihrer Konstituierung, nachdem fast alle Beteiligten eine Absichtserklärung unterzeichnet haben – zuletzt die Initiative Rodachtal und der Landkreis Hildburghausen. Ihr gehören neben den Gebietskörperschaften Landtagsabgeordnete aus Thüringen und Bayern, regionale Bundestagsabgeordnete und Bürgermeister, Kreisgruppen des VCD, der Fahrgastverband ProBahn an – und natürlich die beiden IHKs in Coburg und in Südthüringen. Die Formierung der IG soll bis zu den Sommerferien abgeschlossen sein.
Bestrebungen um den Lückenschluss waren leider auch von Seiten des Bayerischen Verkehrsministeriums immer wieder gedämpft worden, da kein hinreichendes Fahrgastpotenzial gesehen wurde. Daher wird die IG die Erstellung einer Potenzialanalyse auf den Weg bringen. Hierzu wurden auf Fachebene bereits Angebote von Gutachterbüros eingeholt. Mit nachgewiesener Wirtschaftlichkeit sind die Freistaaten Thüringen und Bayern aufgerufen, ein Raumordnungsverfahren (ROV) einzuleiten, das die Frage der besten Trassenführung vorurteilsfrei anhand der gegenwärtigen Umstände beantwortet. Schließlich soll es das Resultat dieses ergebnisoffenen Verfahrens sein, ob die Strecke ihrem noch nutzbaren ursprünglichen oder einem gänzlich neuen Verlauf folgen soll. Mit der DB Netz, die auf Grundlage der durchgeführten Untersuchungen einen Planungsauftrag für sich sieht, steht zudem nun ein länderübergreifender Planungsträger für das ROV zur Verfügung.
„Wir fordern die Thüringer Landesregierung auf, vor dem Hintergrund dieser sehr positiven Entwicklung das Gespräch mit der Bayerischen Staatsregierung und der DB zu suchen und die Planungsschritte stringent voranzutreiben. Zusammen mit den seit letztem Jahr erheblich aufgestockten Fördermitteln des Bundes und dem Willen aus der Region kann und muss das Projekt für den grenzüberschreitenden Wirtschaftsraum nun zur Umsetzung gebracht werden“, richtet Dr. Pieterwas eine deutliche Aufforderung an die Landespolitik.
Suhl, 23. Juni 2021
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