Immer neue Hindernisse
Konjunkturbericht Frühsommer 2025 der IHK Südthüringen
Ein Unternehmen in Südthüringen zu führen, gleicht einem Hürdenlauf. Immer neue Hindernisse türmen sich auf. Den Anfang bildeten unter anderem Zölle, mit denen im Sommer 2019 US-Präsident Trump die deutsche Werkzeugindustrie belegte. Inzwischen heißt der US-Präsident erneut Trump und Zölle sind das Eskalationswerkzeug seiner Wahl. In der Zwischenzeit haben externe Krisen und internes wirtschaftspolitisches Staatsversagen die Märkte immer wieder gestört. Die Konjunkturumfrage Frühsommer 2025 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen zeigt keine Anzeichen für eine Trendwende.
Anstelle einer Frühjahrsbelebung werden gerade die Prognosen nach unten korrigiert. Während jedoch die deutsche Wirtschaft nun bereits im dritten Jahr stagniert, gehört Thüringen zu den Bundesländern in einer Rezession. Die Umfrageergebnisse zeigen deren Fortsetzung. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus Lageeinschätzungen und Erwartungen der Unternehmen, erreicht 72,7 von 200 möglichen Punkten. Dies ist zwar ein höherer Wert als in den letzten zwei Umfragen, doch auch 2023 und 2024 kam es im Sommer zu einer leichten Erholung, die bereits im Herbst wieder vorbei war.
„Seit Herbst 2019 bleibt unser Indikator unter 100 Punkten, was für Abschwung steht. Mit den Zöllen in der ersten Amtsperiode von US-Präsident Trump rutschte die heimische Wirtschaft in die Krise, die bald durch die Pandemie und daraus resultierende Lieferengpässe verstärkt wurde. Die Preise stiegen, die Margen sanken. Dann begann Russlands Krieg in der Ukraine, die Energiepreise explodierten. Mit der zweiten Amtsperiode von US-Präsident Trump ist nun die Unsicherheit in der Handelspolitik wieder zurück. Die Wirtschaftspolitik gefiel sich in diesen Zeiten in Bürokratieaufbau und einem Mangel an Ordnungspolitik. Umso wichtiger sind heute Kostensenkungen und ein beherztes Bekenntnis zur Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Derzeit bewerten 21 Prozent der Unternehmen die Lage als gut, 37 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 42 Prozent als schlecht. Die weiteren Lageindikatoren fallen noch zurückhaltender aus. Lediglich 13 Prozent der verbraucherorientierten Branchen berichten von gestiegenen Umsätzen, 32 Prozent von Umsatzrückgängen im Vergleich zum Vorjahr. Im produzierenden Gewerbe und bei den Dienstleistern gab es für 11 Prozent Auftragssteigerungen, doch für 48 Prozent gab es Rückgänge.
In den kommenden Monaten rechnen nur acht Prozent der Unternehmen mit besseren Geschäften, 52 Prozent mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 40 Prozent mit einer Verschlechterung der Geschäfte. 68 Prozent betrachten die heimische Nachfrage als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. 63 Prozent nennen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die vor allem Mehrkosten für die Wirtschaft bedeuten. Kostentreiber sind außerdem die Arbeitskosten mit 57 Prozent und die Energiepreise mit 54 Prozent.
Vor diesem Hintergrund horten Betriebe, die sich dies leisten können, Personal, denn sie benötigen die Mitarbeiter im nächsten Aufschwung. Viele nutzen die Verrentungswelle und besetzen nicht alle freiwerdenden Stellen nach. Wachsende Mitarbeiterzahlen erwarten sechs Prozent der Unternehmen und 22 Prozent Personalabbau. Auf der Kapitalseite bestimmt trotz vereinzelter positiver Entscheidungen Investitionszurückhaltung das Bild. Nur 65 Prozent planen für dieses Jahr mit Investitionen, die in erster Linie dem Ersatz und der Kostensenkung dienen sollen.
Die Finanzlage der Unternehmen zeigt sich ähnlich angespannt wie vor einem Jahr. Für 60 Prozent ist sie unproblematisch. 32 Prozent melden im Vergleich zum Vorjahr einen Eigenkapitalrückgang, 21 Prozent berichten von Liquiditätsengpässen. Im Fall der Aufnahme von Fremdkapital erkennen 63 Prozent keine Beeinträchtigungen. 18 Prozent kritisieren die Dokumentationspflichten, die zunehmend auch der Nachhaltigkeitsberichterstattung zuzurechnen sind.
Blick in die Branchen
In der Industrie nehmen die Spannungen zu. Die Daten der amtlichen Statistik zeigen zwar, dass sich seit Beginn des Jahres die Umsätze in Südthüringen besser als im Rest des Bundeslandes und auch in Deutschland entwickeln, doch die Lage- und Erwartungseinschätzungen haben sich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Infolge gestiegener Kosten hat sich nur für zehn Prozent die Ertragslage verbessert. Für 48 Prozent hat sie sich verschlechtert. Die die Region prägenden Industriezweige stecken tief in der Krise. Der Konjunkturklimaindikator der Kunststoffindustrie erreicht 44,7 Punkte, im Maschinenbau sind es 61,8 Punkte und in der Metallindustrie 67,4 Punkte.
Ein ähnliches Bild zeigt das Baugewerbe. Dessen Umsätze entwickelten sich zuletzt besser als in Thüringen. Die Ertragslage hat sich jedoch seit dem letzten Jahr für 38 Prozent verschlechtert und blieb für 62 Prozent unverändert. Immerhin verfügen 45 Prozent über eine Auftragsreichweite von vier und mehr Monaten und weitere 14 Prozent von zwei bis drei Monaten. Die Branche benötigt jedoch dringend mehr Aufträge aus dem Gewerbe- und Wohnungsbau.
Der Einzelhandel erlebt Konsumzurückhaltung der Verbraucher infolge der teilweise erheblichen Preissteigerungen einzelner Gütergruppen. Der Großhandel bekommt die Flaute der anderen Branchen zu spüren. Drei von vier Unternehmen berichten von einer gesunkenen Ausgabefreudigkeit der Kunden. Dementsprechend gab es lediglich für 13 Prozent eine Verbesserung der Ertragslage, während sie sich für 55 Prozent verschlechterte.
Das Verkehrsgewerbe transportiert für alle heimischen Branchen und die nichtmotorisierten Endverbraucher und war zuletzt durch hohe Kosten und eine geringe Auslastung geprägt. Das Beförderungsvolumen ist zwar für 20 Prozent der Unternehmen gestiegen, jedoch für 60 Prozent gesunken. Die Ertragslage hat sich für 69 Prozent verschlechtert, für 31 Prozent blieb sie unverändert.
Das Gastgewerbe hat sich bisher nicht von den Folgen der Pandemie erholt. Weder die Ankünfte noch die Übernachtungen übersteigen das Vor-Corona-Niveau. Trotzdem ist die Stimmung der Beherbergungsunternehmen besser als die der Gastronomen, was vor allem die Schwierigkeiten letzterer illustriert. In der Branche als Ganzes konnten neun Prozent der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr eine Umsatzsteigerung verbuchen, während sich für 56 Prozent der Umsatz verringerte. Angesichts steigender Kosten veränderte sich die Ertragslage für 35 Prozent nicht, während sie sich für 65 Prozent verschlechterte.
Etwas Licht zeigt die Dienstleistungswirtschaft. Gut zu tun haben die Dienstleister aus den Bereichen Information und Kommunikation sowie Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Nach wie vor schwierig sieht es in den Bereichen der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern aus.
Zur Information
Die Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen fand vom 31. März bis 1. Mai 2025 statt. Befragt wurden rund 900 Südthüringer Unternehmen aller Branchen. Die Rücklaufquote lag bei 33 Prozent.
Suhl, 3. Juni 2025

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