Normalisierung hat begonnen
Konjunkturbericht Herbst 2021 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen
Die Wirtschaft im Landkreis Hildburghausen arbeitet sich aus der Krise. Noch wird die wirtschaftliche Erholung allerdings von erheblichen Risiken begleitet. Der Mangel an Arbeitskräften bremst das Wachstum. Fehlende Vorprodukte und die Verteuerung der Energie und Rohstoffe erschweren profitable Geschäfte. Und auch das Coronavirus hält die Wirtschaft weiter in seinem Bann. Dies sind die Hauptergebnisse der Konjunkturumfrage Herbst 2021, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat.
Die Unternehmen machen nach langer Durststrecke in diesem Herbst wieder gute Geschäfte. 33 Prozent bewerten die Lage als gut, 50 Prozent betrachten sie als saisonüblich bzw. befriedigend. Der Ausblick auf die kommenden Monate fällt jedoch verhalten aus. 10 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 52 Prozent keine Veränderung, 38 Prozent eine Verschlechterung. In dieser Ausprägung gibt es dieses Bild seit eineinhalb Jahren. Richtig gute Geschäftserwartungen liegen in diesem Landkreis jedoch bereits fünf Jahre zurück.
Der Konjunkturklimaindikator erreicht 91,6 Punkte, 22 Punkte mehr als im Frühsommer 2021. Dies stellt insoweit eine Normalisierung dar, da in 2019 auch keine besseren Werte erreicht wurden. Allerdings ist dies kein guter Wert. Der Konjunkturklimaindikator bildet ein geometrisches Mittel aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen. Er kann bis zu 200 Punkte erreichen. Weniger als 100 Punkte bedeuten, dass gesamtwirtschaftlich die Probleme überwiegen.
„Mitte 2018 begann der politisch herbeigeführte Strukturwandel der Fahrzeugindustrie vorangetrieben durch einen neuen Abgasprüfmechanismus und die zunehmende Dekarbonisierung. Dies führte zur wirtschaftlichen Schwächung der Branche, die bis heute anhält. Aktuell kommen Materialengpässe und steigende Einkaufspreise für Energie und Rohstoffe dazu. Hiervon sind die vielen im Landkreis Hildburghausen ansässigen Zulieferer in besonderer Weise betroffen. Es ist ungeheuer wichtig, dass sich diese Unternehmen weniger abhängig von der deutschen Fahrzeugindustrie machen und neue Geschäftsfelder erschließen“, erläutert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Bislang verbleibt die Investitionstätigkeit auf niedrigem Niveau. Abgesehen von einigen Spitzen investieren selten mehr als zwei Drittel der Unternehmen, auch aktuell. Gegenüber dem letzten Jahr wuchs lediglich der Anteil derer, die wieder größere Summen dafür ausgeben wollen, von 7 auf 21 Prozent. Hauptmotiv für Investitionen bildet mit 64 Prozent der Unternehmen die Modernisierung. Auf den Plätzen zwei und drei folgen kostensenkende Maßnahmen mit 24 Prozent und Erweiterungsinvestitionen mit 20 Prozent. Die Erschließung neuer Geschäftsfelder durch neue Produkte und Dienstleistungen planen derzeit 8 Prozent.
Eine weitere Erklärung für die in den letzten Jahren schwächere Wirtschaftsentwicklung ist die Ausstattung mit Arbeitskräften. Hier sei konstatiert, dass der Saldo zwischen Firmen, die mit einem Beschäftigungswachstum rechnen, und denen, die einen Personalrückgang erwarten, mit minus 8 Prozent negativ bleibt. In den vergangenen zehn Jahren war dieser Saldo nur in zwei von dreißig Umfragen positiv.
Fachkräfteengpässe bilden entsprechend mit einem Anteil von 74 Prozent das wesentliche Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Es folgen Rohstoffpreise mit 72 Prozent und Energiepreise mit 63 Prozent. Auch die Risiken aus dem Coronavirus stufen 63 Prozent der Unternehmen als wirtschaftliches Risiko ein. Hildburghausen ist der einzige Südthüringer Landkreis, in dem diese Bewertung zugenommen hat, vor einem Jahr waren es 62 Prozent.
Weiterführende Informationen zur Konjunkturumfrage und den Landkreis Hildburghausen
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im September 2021 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.200 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.100 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 315 Unternehmen mit 6.900 Beschäftigten.
Suhl, 8. November 2021
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