Abschwung als Dauerbrenner
Konjunkturbericht Herbst 2024 der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Der Ausbruch der Corona-Pandemie vor bald vier Jahren bildete für die Wirtschaft im Landkreis Schmalkalden-Meiningen eine Zäsur. Die Jahre des Wachstums mit guter Stimmung sind seither vorbei. Inzwischen ist daraus eine Rezession geworden, die sich hartnäckig hält. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Herbst 2024 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.
In Thüringen ist im ersten Halbjahr 2024 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preisbereinigt um 1,2 Prozent zurückgegangen. Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt keine Aufschwungssignale, nicht einmal die Talsohle ist erkennbar. Damit geht der BIP-Rückgang 2024 ins zweite Jahr. Dies gilt auch für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Hier erreicht der Konjunkturklimaindikator 66,4 von 200 möglichen Punkten, nahezu der gleiche Wert wie vor einem Jahr. Im Frühsommer 2022 wurden kurzzeitig immerhin 71 Punkte erreicht. Erst bei Überschreiten der 100-Punkte-Marke ist ein Aufschwung in Sicht.
Der Konjunkturklimaindikator ist ein geographischer Mittelwert der Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen. Derzeit bewerten 20 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 41 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 39 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten rechnen acht Prozent mit besseren Geschäften, doch 53 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Neben erheblicher Konsumzurückhaltung der Verbraucher fehlt es an Aufträgen für das produzierende Gewerbe und den Dienstleistungssektor. In diesen Branchen melden 54 Prozent der Unternehmen einen Auftragsrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Für jeden zweiten Betrieb verschlechterte sich die Ertragslage.
„Bereits seit 2019 haben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen im Landkreis ins Negative verschoben. Wachsender Personalmangel, die Corona-Pandemie, Rohstoffknappheit, Preissteigerungen und der Krieg in der Ukraine zeigen multiple und sich überlappende Krisen, die durch zu hohe Steuern und zu viel Bürokratie noch verstärkt werden. Der große Wurf zu einer wirtschaftsfreundlichen Politik, die Chancen schafft und Risiken entgegensteuert, ist weder im Bund noch in Thüringen erkennbar. Zwei Drittel der Unternehmen bewerten daher die Wirtschaftspolitik als Konjunkturrisiko Nummer Eins“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Nicht minder schwer wiegen die Kosten und der Mangel an Nachfrage, die mehr als 60 Prozent als Risiko einstufen. Die Energiepreise sind nach wie vor hoch und stellen insbesondere im internationalen Vergleich einen Standortnachteil dar. Die Inlandsnachfrage ist angesichts der Rezession zu schwach, um die Betriebe richtig auszulasten.
In dieser Situation werden auch die Arbeitskosten zu einem gewichtigen Risiko. Neben hohen Tarifsteigerungen und marktfernen Erhöhungen des gesetzlichen Mindestlohns führt der Personalmangel dazu, auf Freisetzungen zu verzichten, auch wenn sie bei niedriger Auslastung betriebswirtschaftlich geboten wären. In den letzten fünf Jahren ging die Zahl der Beschäftigten infolge der Alterung bereits um 1,5 Prozent zurück. Dieser Prozess wird sich verschärfen. Innerhalb des nächsten Jahres erwarten lediglich vier Prozent der Unternehmen steigende Mitarbeiterzahlen, während 28 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Zugleich können mehr als 40 Prozent freie Stellen seit Monaten nicht besetzen, weil geeignete Bewerber fehlen.
Gespart wird stattdessen im investiven Bereich. Lediglich 61 Prozent der Unternehmen planen Investitionen. Diese richten sich fast ausschließlich auf den Ersatzbedarf. 29 Prozent planen außerdem kostensenkende Maßnahmen.
Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 9. September bis 3. Oktober 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.700 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 8.700 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.900 Dienstleister mit 17.500 Beschäftigten, gefolgt von 2.200 Handelsunternehmen mit 5.300 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 13.000 Beschäftigten.
Suhl, 18.11.2024
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