Fachkräfte… Fachkräfte
Konjunkturbericht Herbst 2024 der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl
Suhl ist eine kreisfreie Stadt mit einem hohen Altersdurchschnitt. Dies hat Folgen für den Arbeitsmarkt und bereitet den Unternehmen zunehmend Sorgen. Trotz allgemeiner Wirtschaftskrise liegt die Hauptsorge der Wirtschaft auf der Personalausstattung. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Herbst 2024 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.
Im ersten Halbjahr 2024 ist das Bruttoinlandsprodukt in Thüringen preisbereinigt um 1,2 Prozent zurückgegangen. Die IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass bis zum Jahresende keine Besserung in Sicht ist. Auch in Suhl ist im zweiten Rezessionsjahr die Talsohle nicht zu sehen. Vielmehr weist der IHK-Konjunkturklimaindikator mit 57 von 200 möglichen Punkten weiter nach unten. Vor einem Jahr wurden noch 61 Punkte erreicht. Sinkt der Indikator unter die 100-Punkte-Marke, befindet sich die Wirtschaft in einer Krise, oberhalb davon im Aufschwung.
Der Konjunkturklimaindikator ist ein geometrischer Mittelwert der Lageeinschätzungen und Erwartungen der Unternehmen. Derzeit bewerten 22 Prozent ihre Lage als gut, 31 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 47 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten rechnen 57 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung. Hoffnungen auf eine Verbesserung macht sich so gut wie niemand. Neben einer anhaltenden Konsumzurückhaltung der privaten Verbraucher ist auch der Auftragseingang im produzierenden Gewerbe und Dienstleistungssektor rückläufig, so dass sich innerhalb der letzten zwölf Monate für jedes zweite Unternehmen die Ertragslage verschlechtert hat.
„Angesichts dieser Lage kritisieren die meisten unserer Mitgliedsunternehmen das Missmanagement der Wirtschaftspolitik. In Suhl ist die Sache anders. Die Unternehmen blicken voller Sorge auf den Arbeitsmarkt. Viele Beschäftigte sind nicht weit vom Ruhestand entfernt. 30 Prozent sind im Alter zwischen 55 und der Regelaltersgrenze. Auf drei dieser Best Ager kommt ein Mitarbeiter im Alter unter 25 Jahren. In den meisten Regionen fällt das Verhältnis etwas stärker zugunsten der jüngeren Beschäftigten aus, doch überall gilt, dass die Renteneintritte riesige Lücken reißen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Jeweils 57 Prozent der Unternehmen bewerten die Fachkräfteengpässe und die Arbeitskosten als wesentliche Konjunkturrisiken. Hierbei handelt es sich um zwei Seiten der Medaille. Werden Arbeitskräfte knapp, verbessert sich deren Verhandlungsposition. Die Politik unterstützt den Anstieg der Arbeitskosten durch ansteigende Sozialversicherungsbeiträge und die Ankündigung einer weiteren Mindestlohnerhöhung. Jedes zweite Unternehmen befürchtet steigende Krankenstände als Konjunkturrisiko. Mit dem Alter steigt die Morbidität, daher müssen Suhler Arbeitgeber öfter mit längeren Ausfällen kalkulieren.
Ebenfalls 50 Prozent der Unternehmen benennen mit der Inlandsnachfrage ein weiteres Konjunkturrisiko, das der Rezession geschuldet ist. Betriebswirtschaftlich wäre daher ein Personalrückgang sogar sinnvoll. Meist gehen jedoch die Falschen, so dass mehr als die Hälfte der Suhler Arbeitgeber über freie Stellen verfügt. Zugleich erwarten 20 Prozent der Unternehmen rückläufige Mitarbeiterzahlen, die eher dem Mangel als einer atmenden Personalpolitik geschuldet sind.
Erfreulich hoch fallen die Investitionserwartungen aus. 83 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten Investitionen. Deren Fokus liegt fast ausschließlich auf der Ersatzbeschaffung. Dies bedeutet zwar keine Weiterentwicklung des Standorts, aber immerhin Kapitalerhalt.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 9. September bis 3. Oktober 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.700 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 2.500 Unternehmen aus der Stadt Suhl. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.200 Dienstleister mit 8.500 Beschäftigten, gefolgt von 600 Handelsunternehmen mit 1.900 Beschäftigten. Zur Industrie gehören in der Stadt Suhl 160 Unternehmen mit 2.300 Beschäftigten.
Suhl, 01.11.2024
+49 3681 362-406